Marin Reljić
Klangspuren im Delirium
Konfigurationen von Widerstandsnarrativen in zeitgenössischen
Vertonungen des ZDF/ARTE-Stummfilmprogramms
2023, Studien zur Musikkultur, Band 7, 308 Seiten, broschiert, 34,90 €, ISBN 978-3-8309-4635-9
Mit einem interdisziplinären, Musik-, Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaft sowie die jeweils entsprechende Historiografie, ferner auch Philosophie gleichermaßen involvierenden Ansatz nimmt diese Arbeit fünf Stummfilme in ihrem historischen, politischen, gesellschaftlichen und kunsthistorischen Kontext sowie ihre durch die Sendeanstalten ARTE und ZDF initiierten Neuvertonungen und deren ästhetische Implikationen in den Blick: Es geht um die Filme J´accuse von Abel Gance, Die Weber von Friedrich Zelnik, Die Gezeichneten von Carl Theodor Dreyer, Unter der Laterne von Günter Lamprecht und Berlin, Symphonie der Großstadt von Walter Ruttmann sowie die dazugehörigen Filmmusikkompositionen von Philippe Schoeller, Johannes Kalitzke, Bernd Thewes, Bernd Schultheis und Edmund Meisel in der Neuorchestrierung durch Bernd Thewes.
In umfassenden Analysen werden nicht nur die Eigenarten der Filme und der Bezüge, die durch die neuen musikalischen Kommentare entstehen, im kulturhistorischen Zusammenhang gezeigt; es wird auch deutlich, dass diese Neuschöpfungen auf je ihre Weise einerseits auf tiefgreifender kultureller Bildung der Urheber beruhen und andererseits auf eine ebensolche beim Publikum zielen. Eingedenk dieser Tatsache wird schließlich der zentralen Frage nachgegangen, in welcher Art die Rationalisierungstendenzen Neuer Musik mit ihrer Emanzipation der Dissonanz als Ausdruck einer Protesthaltung den Widerstandsnarrativen, die den Filmen zugrunde liegen, Aktualität verleihen.
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Pressestimmen
Reljićs Arbeit [überzeugt] dadurch, dass sie die in ihrer Gänze schwer überschaubare Thematik auf sinnvolle Weise strukturiert und auf ein überschaubares Korpus von Filmen und Neuvertonungen eingrenzt.
Stefan Drees, in: Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 18/2024, S. 204–209.
Die Lektüre Klangspuren im Delirium ist nicht nur wegen ihres innovativen Forschungsthemas lohnend, sondern stellt allein wegen ihrer ambitionierten und vielfältigen Vernetzung aus Musiktheorie, Philosophie und Kunstgeschichte einen ehrgeizigen Beitrag zum Verständnis der Wirkungsweise und der sozialen Relevanz avantgardistischer Kompositionen dar. Diese Arbeit kann als Ausgangspunkt dienen, um künftig rezeptionsästhetische Aspekte der Stumm-filmrestaurierung zu ergründen und stellt somit einen bereichernden, interdisziplinären Beitrag dar, welcher es vermag, Forschenden, Musikpraktizieren-den und allgemein am Thema interessierten Lesern transdisziplinäre Zugänge aufzuzeigen.
Jan Eggert, in: DIE TONKUNST, Ausgabe April, Nr. 2, Jg. 19 (2025) S. 237-238.



