Ausgabe 1/2024, 23. Jahrgang S. 111–125
Sabine Brüntrup-Seidemann, Angela Heucher, Verena Gantner, Martin Bruder
Die Verankerung von Gender-Mainstreaming in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit: eine theoriebasierte Prozessevaluierung
Kurzlink: https://www.waxmann.com/artikelART105729
.doi: https://doi.org/10.31244/zfe.2024.01.07
Abstract
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist eines der Ziele und ein handlungsleitendes Prinzip der staatlichen deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Durch Gender-Mainstreaming im Prozess der Planung, Durchführung und Evaluierung von Entwicklungsmaßnahmen soll erreicht werden, dass in den Projekten Aktivitäten durchgeführt werden, die zu Geschlechtergerechtigkeit beitragen. Inwieweit es gelingt, das Querschnittsthema Geschlechtergerechtigkeit in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit erfolgreich zu verankern, hat die DEval-Evaluierung „Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter in Post-Konflikt-Kontexten“ anhand von 47 Vorhaben in elf Post-Konflikt-Kontexten evaluiert. Hierfür wurden zwei Dimensionen untersucht: (a) die Prozessdimension, also der formale Prozess des Gender-Mainstreaming und seine praktische Umsetzung sowie (b) die Outcome-Dimension, also die Ebene der Projektwirkungen. Die Evaluierung kommt zu dem Ergebnis, dass die vorgegebenen Verfahren geeignet sind, Aktivitäten zur Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter in Vorhaben zu verankern. Allerdings werden sie in der ‚gelebten‘ Praxis selten so genutzt, dass Potenziale, die in den Vorhaben für diese Thematik liegen, ausreichend systematisch ausgeschöpft werden. Gründe hierfür liegen in folgenden organisationalen Faktoren: (a) dem Genderklima in der Organisation in Hinblick auf Führung, Organisationskultur, Normen und Werte, (b) den Individuen und ihren genderbezogenen Kompetenzen bzw. ihrem Engagement, (c) der Institutionalisierung von Geschlechtergerechtigkeit durch verbindliche Vorgaben, Anlaufstellen und Angebote für Wissensmanagement sowie (d) den finanziellen und zeitlichen Ressourcen. Die Ergebnisse der Evaluierung können zum Teil auf die Verankerung anderer Querschnittsthemen in Organisationen übertragen werden.
Schlagworte
Gender-Mainstreaming, Entwicklungszusammenarbeit, Prozessevaluierung, gender- und konfliktsensible Evaluierungsmethoden
APA-Zitation
Brüntrup-Seidemann, S., Heucher, A., Gantner, V. & Bruder M. (2024). Die Verankerung von Gender-Mainstreaming in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit: eine theoriebasierte Prozessevaluierung. Zeitschrift für Evaluation, 23(1), 111-125. https://doi.org/10.31244/zfe.2024.01.07