Christoph Helm

Effekte sozialer Lernnetzwerke auf Schülerleistungen und das Sozialverhalten im Fach Rechnungswesen

Kurzlink: https://www.waxmann.com/artikelART102890

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Abstract

Kooperatives Lernen zeichnet sich u.a. durch Lernbeziehungen zwischen Schülerinnen und Schülern aus. Traditionelle Lehr-Lernforschung verwendet häufig Ratingskalen, um das Ausmaß an kooperativem Lernen zu erfassen und ignoriert dabei den relationalen Charakter kooperativen Lernens. Daher wird im vorliegenden Beitrag die Methode der sozialen Netzwerkanalyse verwendet, um folgende Forschungsfragen zu beantworten: Führen moderne Unterrichtsformen zu vermehrtem kooperativen Lernen (gemessen anhand von Strukturmerkmalen sozialer Lernnetzwerke wie deren Dichte, Hierarchie und Zentralität)? Inwiefern sagen diese Strukturmerkmale den schulischen Lernerfolg sowie die sozialen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern vorher? Die erste Frage ergibt sich aus dem in Österreich weitverbreiteten Unterrichtsmodell des COoperativen Offenen Lernens (COOL), das sich die Förderung des gemeinsamen und kommunikativen Lernens zum Ziel gesetzt hat. Die zweite Frage basiert auf kognitiven Lerntheorien, die postulieren, dass Lernen vor allem dann stattfindet, wenn kognitive Konflikte, die durch den Austausch mit anderen entstehen, erfolgreich gelöst werden und bspw. gegenseitiges Erklären stattfindet. Daten von 504 Schülerinnen und Schülern aus 19 Klassen der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen in Österreich wurden mittels einer Reihe von Mittelwertunterschiedstests sowie Mehrebenenregressionen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass COOL-Klassen, wie angenommen, über stärker ausgeprägte Lernnetzwerkmerkmale als traditionell unterrichtete Klassen verfügen. Allerdings sagen, entgegen den Erwartungen, nur wenige Merkmale (indegree und reachability) die fachlichen Schülerleistungen vorher, wobei indegree einen positiven und reachability einen negativen Effekt aufweist. Auf Klassenebene konnten keine signifikanten Prädiktoren, weder für die fachlichen noch sozialen Schüleroutputs, identifiziert werden. Diese unerwarteten Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der Lerntheorien, dem COOL-Konzept und der fehlenden Informationen über die Qualität der Lernbeziehungen diskutiert.

Schlagworte
Soziale Netzwerkanalyse; Kooperatives Lernen; Schülerleistungen im Fach Rechnungswesen; Soziale Kompetenz

APA-Zitation
Helm C. (2017). Effects of social learning networks on student academic achievement and pro-social behavior in accounting. Journal for Educational Research Online (JERO), 9(1), 52-76. https://www.waxmann.com/artikelART102890