Wenn von Theodor Caspar Anton Joseph Wreesmann (1855–1941) erzählt wird, verfließen die Grenzen zwischen der historisch belegten und der mystifizierten Person. Der alte Friesoyther Stadtschreiber sei nicht nur ein einsamer und verschrobener Sonderling, sondern auch ein
Spökenkieker gewesen, wissen ältere Zeitzeugen zu berichten: Mit dem sogenannten Zweiten Gesicht behaftet habe er Brände und Todesfälle vorhergesehen – ebenso wie die Zerstörung des Städtchens im Zweiten Weltkrieg. Aufgrund einer Weisung des „alten Vierfuß“, wie man ihn spöttisch gerufen hatte, hätten die Friesoyther im entscheidenden Moment gewusst, in welche Richtung sie fliehen mussten, um Leib und Leben zu bewahren. Spätestens ein Denkmal im Ortskern hat diese Sage 1992 zum historischen Fakt erhoben. Obwohl die Erzählungen um den „Seher von Friesoythe“ in den letzten Jahrzehnten an Popularität eingebüßt haben, bleiben sie vielfältig präsent. Dieses Buch nähert sich der historischen Person Wreesmanns und untersucht den posthumen Nimbus des belächelten Außenseiters.
Pressestimmen
Insgesamt handelt es sich um eine sehr interessante Studie, die die umfangreiche Überlieferung zu Wreesmann zusammenführt und kontextualisiert. Auch Zeitungsberichte und Veröffentlichungen in schlecht greifbaren, regionalen Werken werden einbezogen, und sowohl mündliche als auch gedruckte Zeitzegenberichte verdeutlichen den aktuellen vergangenen Umgang der Bevölkerung mit diesem Erzählmaterial.
Eva-Maria Ameskamp, in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, 2022, S. 378-379.
[Der Band] bietet ein Beispiel der Sagenbildung und ihrer Nachwirkung in einer longue durée und ist zur Kenntnisnahme ausdrücklich empfohlen.
Kathrin Pöge-Alder, in: Bayrisches Jahrbuch für Volkskunde, 2023, S. 213-214
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