Könnerschaft und implizites Wissen

Georg Hans Neuweg

Könnerschaft und implizites Wissen

Zur lehr-lerntheoretischen Bedeutung der Erkenntnis- und Wissenstheorie Michael Polanyis

2020,  Internationale Hochschulschriften,  Band 311,  4. aktualisierte Auflage, 408  Seiten,  broschiert,  44,90 €,  ISBN 978-3-8309-1717-5

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Warum und inwiefern wissen Könner mehr, als sie zu sagen wissen? Wie ist dieses implizite Wissen strukturiert? Und wie läßt sich ein Wissen vermitteln, das nicht sprachlich ausdrückbar ist?
Im Versuch, diese Fragen zu beantworten, entsteht nicht nur eine der ersten grundlegenden Rekonstruktionen von Polanyis tacit knowing-Konzept im deutschen Sprachraum, sondern auch ein facettenreiches Bild des Erwerbs und der Binnenstrukturen von Erfahrungswissen.

Diese vierte Auflage berücksichtigt neuere Literatur zum Thema. Gemeinsam mit der ebenfalls bei Waxmann erschienenen Aufsatzsammlung Das Schweigen der Könner bildet das Werk den vom Autor in den zurückliegenden zwanzig Jahren entwickelten tacit knowing view umfassend ab.

Pressestimmen

Georg Hans Neuweg [...] beschäftigt sich seit Jahren mit der Erforschung von Könnerschaft und Expertentum. Als junger Dozent in der Lehrerbildung habe ihn das Theorie-Praxis-Problem der Hochschule umgetrieben: die simple Tatsache, dass gute Praxis über noch so gute Wissenschaft und Theorie nicht zu vermitteln sei. [...] Zufällig entdeckte Neuweg in einer Buchhandlung ein Buch eines ihm damals unbekannten Autors namens Michael Polanyi mit dem Titel 'implizites Wissen'. Er las es 'mit roten Ohren' in einem Zug durch: Hier behandelte einer genau jenes Thema, das ihn selbst umtrieb. Mit einem Buch zur Bedeutung von Polanyis Theorie für die Pädagogik ist Georg Hans Neuweg inzwischen ein Vermittler dieses Gelehrten im deutschen Sprachraum geworden, der im angelsächsischen Raum seit je grosses Ansehen geniesst.
Kathrin Meier-Rust, in: NZZ am Sonntag, 33. 2006.

Der umfangreichen Studie G.H. Neuwegs gelingt es ausgezeichnet, die mitunter "sperrige" Darstellungsweise Polanyis in einer Weise aufzubereiten, die dem Leser die Chance bietet, dessen Ideenwelt mit großem Gewinn zu begegnen. [...] Besonders bewundernswert erscheint dem Rezensenten – neben dem elaborierten wissenschaftstheoretischen Sprachcode – die kompilatorische Kraft, mit der Neuweg das weit gestreute und nicht eigentlich streng systematisch überformte Gedankengut Polanyis durchforstet, neu ordnet und dabei dennoch unerwünschte Wiederholungen vermeidet.
Aus: Pädagogische Rundschau, 6. 2001.

"Könnerschaft und implizites Wissen" ist von Anfang bis Ende ein fesselndes Buch. Neuweg redet nicht über und um Polanyis Von-zu-Denken herum, sondern er führt seinen eigenen Denkweg vor; er zeigt, wie er von Polanyi gelernt hat, Bekanntes in neuem Kontext zu sehen und implementiert so die Prinzipien, die sein Buch darstellt. Polanyis Wechselspiel von Intuition und Reflexion wird in Aktion gezeigt, soweit das in einem Buch möglich ist. Dies geschieht durch eine Fülle gut selegierter und platzierter Zitate sowie eine breite Palette von Beispielen bzw. durch definitorische Präzesierungen, Profilierung am Gegensatz, Verfolgung von Konsequenzen, Aufspüren von Inkonsistenzen. Beeindruckend ist die begriffliche Sorgfalt im notorisch Nebulosen der Polanyi-Landschaft. Die Explikationen einzelner Aspekte bestechen durch Differenziertheit und Systematik. In der Kunst, Details und Zusammenhang zu bewahren, ist Neuweg weit über sein Vorbild hinausgewachsen. Weit verästelte Argumentationen werden regelmäßig thesenhaft, tabellarisch und bildlich verdichtet, Vor- und Rückblicke sind selbstverständlich, Einsichten werden in konzentrischen Kreisen immer wieder anders aufgenommen. Witz und die an Ryle geschulte Polemik tragen zum Lesegenuss bei. Das umfangreiche Literaturverzeichnis wird durch Fußnoten sowie Internet Adressen ergänzt.
Aus: Psychologische Revue, 0. 2001.

"Der Autor versteht es, die theoretische Erörterung mit konkreten Beispielen unserer Lernpraxis zu verflüssigen, sodass sich der Leser der Reflexion des eigenen impliziten Wissens nicht entziehen kann.[...] Es ist ein Werk, das sich mit derartiger Dichte und Intensität der Erkenntnistheorie (Polanyis) widmet - sodass für den Leser vielleicht die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit dieser Thematik nachvollziehbar wird. Die im Buch indirekt vermittelte Erfahrung des Autors lässt ihn zum Coach werden, der die Kompetenz hat, mit dem Leser in ein Lehr- bzw. Lernarrangement zu treten."
Aus: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft, 6. 2000.

"This is the first major exposition of Polanyi's work in German. It is to be hoped that the increased visibility and accessibility will lead to an awareness of this great scholar who was one of Germany's leading scientists until 1933."
Aus: Tradition & Discovery. The Polanyi Society Periodical, 26/2. 1999/2000.

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