Bauen nach Vorschrift?

Obrigkeitliche Einflussnahme auf das Bauen und Wohnen in Nordwestdeutschland (14. bis 20. Jh.)

2002, Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland, Band 102, 328 Seiten, broschiert, zahlr. Abb., 25,50 €, ISBN 978-3-8309-1147-0

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Vom Fundament bis zum Schornstein, vom Alkoven bis zum Abort - kaum ein Objekt des Bauens und Wohnens blieb in den vergangenen sechs Jahrhunderten frei von Versuchen obrigkeitlicher Einflussnahme. Die Vermeidung von Feuersbrünsten und nachbarschaftlichen Streitigkeiten, die Sicherung von Wohlstand und von natürlichen Ressourcen waren die wichtigsten Motive für die Initiativen der verschiedenen behördlichen Instanzen, für Ge- und Verbote bis hin zu einschlägigen Gesetzeswerken, wobei die Reglementierung von Baumaterial und von Bauzuschüssen vorrangige Methoden waren. Große Bedeutung für die Veränderungen des Bauens und Wohnens gewannen aber auch die staatliche Einflussnahme auf die Ausbildung von Handwerkern und Architekten, die Herausbildung eines Beamtenapparates sowie die unmittelbar obrigkeitliche Bautätigkeit.

Die 17 Beiträge dieses Bandes - eine Zusammenfassung der Vorträge der zehnten Jahrestagung der Arbeitsgruppe für Haus- und Gefügeforschung in Nordwestdeutschland - streuen zeitlich vom 14. bis ins 20. Jahrhundert, regional vom südlichen Westfalen bis nach Schleswig-Holstein, von Oldenburg bis Vorpommern und thematisch von Überblicksdarstellungen, z.B. über das Landbauwesen Kurhannovers im 18. Jahrhundert , bis zur Analyse konkreter Baudetails,wie etwa dem um 1800 propagierten riegellosen Fachwerk.

Da sich bestätigt, dass die Ergebnisse obrigkeitlicher Einflussnahme vom völligen Scheitern über zähes Ringen bis zur schnellen und umfassenden Durchsetzung reichen können, wird übergreifend nach den Ursachen dieser Erfolge oder Misserfolge gefragt. Mit der Ermittlung von Regelhaftigkeiten in diesen Umsetzungsprozessen leistet der Band einen Beitrag zu der von Günter Wiegelmann angestoßenen volkskundlichen Theoriediskussion um das Konzept der Zentraldirigierung.

Pressestimmen

Spohns Beitrag ist nicht nur eine Einleitung in das Thema der baulichen „Imitation“ und des Baudirigismus, sondern ein umfassender Überblick mit einem ebenso vollständigen Literaturverzeichnis.
Klaus Freckmann in: Zeitschrift für Volkskunde, II. 2003.

Wer sich in die 320 Seiten und 140 Abbildungen vertieft, wird mit einer Fülle von bekannten, mehr noch unbekannten, aber erläuterten Einzelheiten belohnt. [...] „Bauen nach Vorschrift?“ wird man nicht nur aufmerksam lesen, man wird es zu Rate ziehen können, vieles läßt sich darin nachschlagen.
Günther Knesch in: Bayerisches Jahrbuch, 2004.