Die singuläre Stellung Walther Schückings (1875-1935) als Völkerrechtler, Pazifist und linksliberaler Politiker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird, fokussiert auf die prägenden Jahre an der Marburger Universität (1902–1921), in ihrer Entwicklung und ihrem inneren Zusammenhang dargestellt. Ausführlich kommt Schücking auch selbst zu Wort, nicht nur in seinen wissenschaftlichen Texten, sondern auch in seinen Pressebeiträgen im Handgemenge politischer Konflikte. Stets eingedenk seines Lebensprojektes, der Ächtung des Krieges und der Konstituierung einer dauerhaft demokratischen Weltfriedensordnung kämpfte er gegen den preußischen Obrigkeitsstaat und den Konservativismus seiner juristischen Kollegen, gegen Militarismus und Aufrüstung, für internationale Verständigung und den „organisatorischen Pazifismus“, für die Weimarer Republik und den Völkerbund. Die vorliegende Studie leistet damit über die Marburger Universitäts- und Lokalgeschichte hinaus auch einen Beitrag zur deutschen und internationalen Völkerrechtsgeschichte, zur Geschichte des Pazifismus in den Jahren des Ersten Weltkriegs, zur Geschichte des Friedensschlusses von 1919 sowie zur Frühgeschichte der Weimarer Republik.
Pressestimmen
Der Schwerpunkt des Buches überzeugt vollumfänglich als eine ausgewogene Studie über einen wichtigen Staatsrechtler, der über den universitären Tellerrand hinausblickte, auf Politik, Gesellschaft, internationale Beziehungen mit zukunftsweisenden Konzepten einzuwirken versuchte; eine Studie, die sowohl für ein wissenschaftliches Publikum als auch für historisch, politisch, juristisch interessierte Laien zu verwenden ist.
Reinhold Lütgemeier-Davin, in: H-Soz-Kult, erschienen: 20.04.2023;http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-133313
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