Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Erinnern und Erzählen

Lars Polten

Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Erinnern und Erzählen

Biografische Interviews mit Betroffenen und Angehörigen

2020,  Studien zur Volkskunde in Thüringen,  Band 10,  379  Seiten,  broschiert,  39,90 €,  ISBN 978-3-8309-4277-1

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In dieser Studie werden in bisher nicht erreichter Ausführlichkeit die letzten Zeitzeugen aus Sachsen vorgestellt, die an sich selbst oder deren Familienmitglieder die Auswirkungen der eugenischen und nationalsozialistischen Erbgesundheitspolitik zu spüren bekommen hatten: Sterilisation und Ermordung, die sogenannte NS-„Euthanasie“. Im Rahmen eines Projektes am Lebensgeschichtlichen Archiv im Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden in Zusammenarbeit mit dem Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten Detmold wurden 13 Personen in der Zeit von 2008 bis 2012 über ihr Leben interviewt. Aus der Erfahrung des Verlustes von familiären Bezugspersonen, schädigender Pflegefamilien, körperlicher und seelischer Gewalt und von Diskriminierungen in der NS- und DDR-Zeit entstanden erhebliche Auswirkungen bis in die heutige Zeit. Vor dem Hintergrund von mehreren hunderttausend Betroffenen ist der Ausschnitt begrenzt und zeigt dennoch die typischen Lebensverläufe dieser Gruppe von NS-Opfern.

Pressestimmen

Der Autor geht mit großer Empathie an die Biografien heran, gibt vielen Zwischentönen ihren Raum und versucht auch nicht, Leerstellen oder Widersprüche in den Darstellungen zu füllen bzw. eigenmächtig zu glätten. [...] Durch die vorliegende Studie konnte nicht zuletzt eine wichtige Forschungslücke geschlossen und – was eigentlich noch bedeutsamer ist – den von Zwangssterilisation oder dem Tod ihrer Angehörigen betroffenen Menschen eine Stimme gegeben werden.
Florian Schwanninger, in: VIRUS. Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin, 21/2022, S. 280-282.

Insgesamt bietet die Arbeit einen umfassenden und authentischen Einblick in die Lebenswelten der Betroffenen der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation. Dies gelingt dem Autor durch seine Interviewführung, in der durch das Darlegen von Schicksalen anderer Betroffener ein Gesprächsklima geschaffen wird, das ausgehend von einer empathischen Gesprächsführung das Wiedergeben traumatisierender Erlebnisse ermöglicht. [...] Hierdurch leistet Polten einen zentralen Beitrag zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisation, bei der die Sichtweisen der Betroffenen nach wie vor unterrepräsentiert sind.
Christoph Huber, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 93 (2022). S. 328-330.

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