Kulturvergleichende Perspektiven auf das östliche Europa

Daniel Drascek (Editor)

Kulturvergleichende Perspektiven auf das östliche Europa

Fragestellungen, Forschungsansätze und Methoden

2017,  Regensburger Schriften zur Volkskunde/Vergleichenden Kulturwissenschaft,  Band 29,  208  pages,  paperback,  34,90 €,  ISBN 978-3-8309-3587-2

With contributions by
Daniel DrascekCornelia EislerAnna FlackKaterina GehlIrene GötzDaniel HabitKatrin LehnertSanna SchondelmayerMarketa SpiritovaJuliane Tiffert

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In den letzten Jahren hat die Volkskunde / Europäische Ethnologie einen intensiven Prozess der Selbstreflexion bezüglich der Forschung zum östlichen Europa eingeleitet und kritisch über die Entwicklung dieses Forschungsfeldes, über die wichtigsten Akteure und das bisher Erreichte diskutiert. Deutlich geworden ist in diesem Zusammenhang eine lange Fachtradition und eine starke, teilweise zeitbedingte Fokussierung auf bestimmte Felder, in denen sich das Fach als nach wie vor breit gefächert und forschungsstark erweist.

Vor diesem Hintergrund richtet sich der Fokus dieses Bandes auf aktuelle kulturwissenschaftliche Ansätze zu Themenfeldern, die in der bisherigen Osteuropaforschung bisher zu wenig Beachtung gefunden haben. Neben historischen Aspekten wurden verstärkt gegenwartsbezogene Fragestellungen und das entsprechende methodische Instrumentarium ins Auge gefasst. Erfreulich ist, dass sich mittlerweile eine jüngere Generation weitgehend unbefangen mit der sozialistischen Kultur des 20. Jahrhunderts im östlichen Europa auseinandersetzt und einen etwas anderen Blick auf gegenwärtige Transformationsprozesse sowie moderne Formen der Alltagskultur wirft. Gerade einer kulturvergleichenden Perspektive, die sich keineswegs auf das östliche Europa beschränkt, kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu.

Auch wenn die Forschungsbefunde nicht ganz so revolutionär sein mögen, wie das Titelbild mit dem wilden Gorilla suggeriert, so sind es doch ungewöhnliche Fragestellungen und Perspektiven, die zur Diskussion stehen. Dies gilt für die immer noch gängige Dichotomisierung in Ost und West, die wechselseitigen stereotypisierten Narrationen, die wieder verstärkt national codierten Erinnerungskulturen, komplexe Migrationsbewegungen, moderne Mythen, laufende Modernisierungsprozesse und enttäuschte Wohlstandserwartungen im Hinblick auf die Europäische Union, oder die Frage nach einer Entwicklung der kulturwissenschaftlichen Osteuropaforschung zur Europäisierungsforschung.

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Der Regensburger Band zeichnet sich neben der thematischen Vielfalt durch eine große Bandbreite methodischer Zugänge aus: Ethnografische Streifzüge und teilnehmende Beobachtungen, Medien- und Netzwerkanalyse, Interviews, Archivalien u. a. bilden die Quellengrundlage für die oben vorgestellten Untersuchungen mit Bezug zum östlichen Europa. Er zeigt einmal mehr, dass das Forschungsfeld inhaltliche und methodische Engführungen hinter sich gelassen hat, dass der Blick ‚nach Osten‘ stets ein vergleichender ist und die jüngere und jüngste Vergangenheit mit einschließt, aber auch, dass Begriffe und Konzepte wie das der Minderheit oder der Migration fortwirken und immer wieder hinterfragt werden sollten.
Heinke Kalinke, in: Jahrbuch Kulturelle Kontexte des östlichen Europa 59 (2018), S. 147.

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