Blickregime der Migration

Christine Bischoff

Blickregime der Migration

Images und Imaginationen des Fremden in Schweizer Printmedien

2016,  Internationale Hochschulschriften,  Band 633,  324  Seiten,  broschiert,  mit zahlreichen Abbildungen,  39,90 €,  ISBN 978-3-8309-3392-2

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Die Gleichzeitigkeit der Diskussionen um Mehrsprachigkeit, „Multi-Kulti“ sowie um die „Anti-Minarett-Initiative“ und Annahme der Volksinitiative „Gegen Masseneinwanderung“ in der Schweiz sind Beleg für einen Paradigmenwechsel im medialen Umgang mit Migration: Das Fremde muss nicht mehr einfach immunologisch abgewehrt werden, sondern wird als immanente Hybridität der Gesellschaft dargestellt. Genauso können sich daran aber auch visuelle und verbale Gewalt- und Erschöpfungsreaktionen entzünden.

Christine Bischoff analysiert in „Blickregime der Migration“ einschlägige Bild-Text-Arrangements zum Thema Migration in Schweizer Printmedien, um bilddiskursanalytisch und mithilfe von Interviews mit Bild- und Textredakteurinnen und -redakteuren der medial formierten, soziokulturellen (Neu-)Ordnung im Umgang mit dem Fremden und den mit ihnen verbundenen Stereotypen auf die Spur zu kommen.

Eben weil Migration in den Medien zum Dauerthema geworden ist, eignet dieses sich zur Dekonstruktion von Blickregimen: Mediale Bild-Text-Formationen sind keine bloßen Repräsentationen, sondern eine ko-konstruktive Kraft in Herstellung und Wandel soziokultureller Ordnungen. Anhand der Massenmedien lässt sich nachzeichnen, wie die Selbst- und Fremdthematisierung in Zeiten ökonomischer Interdependenzen, ökologischer Wechselwirkungen, medialer Vernetzungen, räumlicher und kultureller Mobilität hybrid werden und die Navigation durch dieses Gelände immer komplexer wird.

Pressestimmen

Bischoffs Studie ist besonders dort überzeugend, wo es ihr durch das Herausarbeiten von Ambivalenzen in den medialen Darstellungspraxen von Migration und insbesondere auch mit Hilfe von Zitaten aus den drei Experteninterviews gelingt, die Schwierigkeiten aufzuzeigen, mit denen sich Medienproduzierende in der heutigen Zeit bei der Berichterstattung über Migrationsthemen konfrontiert sehen. Dadurch schafft sie es, die Medienproduzierenden und ihre Produkte, die unter spezifischen «Produktionsbedingungen» entstehen, ernst zu nehmen, ohne dabei jedoch wohlwollend zu wirken – ihr Blick bleibt kritisch, dabei aber stets konstruktiv. So formuliert sie denn auch im Fazit-Kapitel […] Vorschläge an Bild- und Textredaktionen zur Überwindung des gegenwärtig in den Printmedien vorherrschenden, ethnisierenden Blicks auf «Fremdes». Es bleibt daher zu hoffen, dass Bischoffs Studie über den engeren kulturanthropologischen Fachkreis hinaus insbesondere auch von Medienproduzierenden gelesen wird, zumal Bischoff im Verlaufe des Buches die interviewten Medienproduzierenden sich immer wieder kritisch zu Ratschlägen aus der Wissenschaft äussern lässt und sie damit für einen offenen Austausch und gegenseitiges Zuhören und Voneinander-Lernen plädiert.
Elisa Frank in: Schweizerischen Archivs für Volkskunde, 112/2016

Bischoff leistet mir ihrer Arbeit nicht zuletzt einen essentiellen Beitrag zum Füllen einer Forschungslücke: Text-Bild-Zusammenhänge in Bezug auf die mediale Darstellung von Migration wurden bis dato nicht beziehungsweise unzureichend analysiert: Die umfassenden Forschungsmethoden Bischoffs ermöglichen schließlich im Rahmen von Experteninterviews auch Einblicke in mediale How-to-do-Praxen aus der Perspektive der Medienschaffenden, was den Bogen der Forschung sehr eingehend abrundet und gleichermaßen einen Überblick über den Status Quo ermöglicht wie auch die Notwendigkeit eines erhöhten Maßes an Reflexion betont und außerdem Informationen über Forschungsarbeiten zu den Themen Migration und Konstruktion von „Fremdheit“ in medialen Produktionsstätten gibt.
Edith Hessenberger in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2017

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