Ohne Wort keine Vernunft – keine Welt

Susanne Schulte (Hrsg.)

Ohne Wort keine Vernunft – keine Welt

Bestimmt Sprache Denken?

Schriftsteller und Wissenschaftler im Wortwechsel mit Johann Georg Hamann

2011,  1. Auflage, 392  Seiten,  E-Book (PDF),  22,50 €,  ISBN 978-3-8309-7599-1

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Bestimmt Sprache, was wir denken und wie? Oder be/stimmt sie unser Denken, gibt ihm erst nachträglich Stimme, Sätze?
Vollzieht sich Denken sprachlich? Wie stehen Wort und Vernunft zur Welt, wie zur biologischen Hardware, dem Gehirn? Und was hat es mit der Sprache der Poesie auf sich?
Allgemeinverständlich gehen Wissenschaftler und Schriftsteller diesen Grundfragen menschlicher Selbstreflexion nach, auf dem Stand aktueller Forschung und literarischer Praxis – und mit Blick auf Johann Georg Hamann.
Der „Magus in Norden“ hat bereits im 18. Jahrhundert behauptet, dass die Vernunft sprachlich verfasst sei und jede Sprache eine eigene Sichtweise auf die Welt eröffne. Sprachwisssenschaft und Sprachphilosophie teilen diese Auffassung heute, Neuro- und Psycholinguistik bestätigen sie experimentell. Spätestens seit Hamann scheint die Dichtung das gewusst zu haben.
Der Band versammelt die Originalbeiträge zu den „Magus Tagen Münster 2010“, außerdem die ausgezeichnete Antwort auf die Magus-Preisfrage zur poetischen Vernunft, einen Vortrag des ersten Hamann-Forschungspreisträgers zu den Anfängen von Perspektivismus und Toleranz in Europa sowie provokante Überlegungen eines russischen Hamann-Philologen aus Königsberg/Kaliningrad zur Kant-und-Hamann-Stadt „Kenig“.

„Vernunft ist Sprache, Logos, an diesem Markknochen nag’ ich und werde mich zu Tode drüber nagen“, bekannte Johann Georg Hamann (1730–1788) aus Königsberg und behauptete darüber hinaus: „Ohne Wort, keine Vernunft – keine Welt“.
Sprache war das Kernproblem des unorthodoxen Protestanten und polyglotten Stotterers, der in preußischen Staatsdiensten, als Übersetzer und Packhofverwalter am Königsberger Zoll, seinen Lebensunterhalt verdiente – und als „Magus in Norden“ Geistesgeschichte schrieb.
In London, psychisch und sozial abgestürzt, erlebte der Melancholiker beim Lesen der Bibel eine „Wiedergeburt“. Fortan definierte sich Hamann als Schriftsteller und „Philologe des Kreuzes“, in eigenartiger Mischung aus Sensualismus und Luthertum. Aus dem Logos-Glauben an die Einheit des Wortes im göttlichen Schöpfungswort, in der Natur, der menschlichen Sprache und Vernunft kritisierte er die Aufklärung und entwickelte Gedanken zur Sprache.
Sie wurden erst später landläufig, etwa unter den Begriffen „Natursprache“, „linguistic turn“ oder „linguistischer Relativismus“. Noch heute sind im Ausgang von Hamanns Texten in Wissenschaft und Dichtung grundlegende Fragen zum Problem der Sprache mit Gewinn zu stellen.
Hamann verbrachte sein letztes Lebensjahr in Münster, wo sich heute sein Grab und große Teile seines Nachlasses befinden.


Mit Beiträgen von:
Johann Georg Hamann, Schriftsteller
Eric Achermann, Literaturwissenschaftler
Wladimir Gilmanov, Literaturwissenschaftler
Christian Lehnert, Schriftsteller
Elisabeth Leiss, Sprachwissenschaftlerin
Sibylle Lewitscharoff, Schriftstellerin
Sabine Marienberg, Sprachphilosophin
Jutta Mueller, Neurolinguistin
Hugh Barr Nisbet, Literaturwissenschaftler
Barbara Schmiedtová, Psycholinguistin
Sabine Scho, Schriftstellerin
Jürgen Trabant, Sprachwissenschaftler
Peter Waterhouse, Schriftsteller