Egmont <i>da capo</i> – eine mythogenetische Studie

Rengenier C. Rittersma

Egmont da capo – eine mythogenetische Studie

2009,  Niederlande-Studien,  Band 44,  1. Auflage, 352  Seiten,  E-Book (PDF),  0,00 €,  ISBN 978-3-8309-7134-4

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Was ist ein Mythos? Wie setzt man sich ein ewiges Denkmal?
Mythen ähneln gewissermaßen Knödeln: Stehen sie dampfend auf dem Tisch, ist es fast unmöglich, das exakte Verhältnis der Zutaten zu ermitteln, das die Klöße gerade noch geschmeidig und doch nicht mehlig macht. Ebenso rätselhaft ist die Entstehung von Mythen, aber sie finden in ‚modernen‘ Gesellschaften nach wie vor reißenden Absatz.

Die vorliegende Studie versucht erstmals, anhand des Nachlebens des enthaupteten Grafen Lamoraal von Egmont (1522–1568), der Frage nachzugehen, warum und wie eine historische Gestalt zu einer mythischen Figur avancieren konnte. Was machte ihn unsterblich? Wie und wieso erreichte der Name Egmont ein durch die Jahrhunderte hindurch vom Mittelmeerraum bis in die DDR nachhallendes Echo?

In diesem Buch werden unter Einbeziehung mannigfaltiger historischer und literarischer Quellen die verschiedenen Stationen und Schattierungen des Egmont-Mythos vom Kopf an in ihrem jeweiligen Kontext beleuchtet. Auf diese Weise entwickelt der Autor ein Modell, das an ähnlich mythischen Figuren wie Masaniello, Wilhelm Tell und Jeanne d’Arc erprobt werden kann.

Dieses Buch wurde 2012 im Rahmen des Programms Geisteswissenschaften International vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

“This book is a splendid achievement: the research is prodigious, the work is clearly organized, and the writing is elegant and even witty. It was a pleasure to read and I certainly learned much that I did not know about a classic work of German literature.”
Theodore Ziolkowski, Princeton University


„(….) seit einer Woche lese ich in Rittersmas neuer Studie zum Egmont-Mythos, wann immer ich etwas Zeit habe, mit Vergnügen und Gewinn. Sie besticht durch ihre Gründlichkeit, die Sicherheit im Urteil und – nicht zuletzt – durch den Schreibstil. Der Autor erzählt viel (wie es sich Schiller und Hayden White gedacht haben), ohne sich im Gestrüpp der Beliebigkeiten zu verirren.“
Professor Dr. Norbert Oellers, Universität Bonn, Herausgeber der Nationalausgabe von Schillers Werken (nach einem Brief an den Verfasser)

Pressestimmen

Das Buch ist tatsächlich eine europäische Studie, die auf Quellen verschiedenster Sprachen basiert. [...] Rittersma ist souverän im Umgang mit den ‚großen‘ Theorien, er nutzt sie da, wo sie fruchtbar werden können. Der Mythos ist für ihn kein reines Konstrukt, er lebe von einem Substrat. [...] Der Autor selbst spricht von der Mythogenese [...] Zuzustimmen ist [...] der Feststellung, dass sich die Geschichte immer wieder in einer Geschichte verdichte. Neben Jeanne d'Arc seien Prinzessin Diana oder die Geschehnisse um 9/11 vergleichbare Beispiele solcher Mythogenesen, in denen Vergangenes aktualisiert und ihm Bedeutung für die Zukunft zugewiesen werde. Solche Prozesse will die Arbeit - erfolgreich - zudem allgemein erhellen. [...] Rittersmas ‚Egmont‘ zeigt jedenfalls beides - das Wie und das Warum eines langen Nachlebens.
Astrid Ackermann unter sehepunkte

Die Studie ist sehr gut recherchiert und dokumentiert, auffallend gut geschrieben und in methodischer Hinsicht vorbildlich.
Ferdinand van Ingen in: Arbitrium, 1/2013

[...] Zo vormt deze monografie een interessante mengvorm tussen een geschiedenis van de historiografie enerzijds en een ideeën- en literatuurgeschiedenis anderzijds. [...] Op ieder moment brengt deze studie een nauwkeurige discoursanalyse en een solide uiteenzetting over de werkwijze van de auteurs in kwestie [...] Biedt dit boek vooral een mooi vertrekpunt voor een transnationale en Europese receptiegeschiedenis van de figuur van Egmont in het bijzonder en de Nederlandse Opstand in het algemeen.
Violet Soen in: Volkskunde, 1/2012.

Rittersma legt eine in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliche Dissertation vor. Der niederländische Germanist bereiste beträchtliche Teile Mitteuropas auf der Suche nach der Frührezeption der Egmontschen Hinrichtung [...] Das Werk erschien in deutscher Sprache, was nach seiner Entstehungsgeschichte keineswegs ausgemacht war, eine niederländische, englische oder italienische Publikation wäre ebenfalls denkbar gewesen. [...] Rengenier Rittersma legt eine flüssig geschriebene, gut lesbare Studie vor [...] Rittersma hat eine wichtige Aufgabe souverän gemeistert und dabei Historiographie und Germanistik dazu aufgefordert, das literarische Weiterleben anderer Persönlichkeiten der neueren Geschichte interdisziplinär in den Blick zu nehmen.
Johannes Arndt in: Zeitschrift für historische Forschung, 4. 2011.

Son travail est donc aussi et en premier lieu un apport intéressant à la réflexion, si importante en ce débutde XXe siècle, sur les rapports entre passé et présent, entre mémoire et histoire, entre culture et construction indentitiaire. [...] Quelques annexes intéressantes, une bibliographie importante et un index des noms de personnes viennent compléter ce travail qui mériterait de faire école.
Monique Weis unter: perspectivia.net

Rittersma's use of many contemporary but also more recent examples to illustrate and compare his insights certainly adds to the readability of the book and demontrates how actual and universal many of the questions discussed can be.
Sarah Verhaegen in: European Review of History/Revue européenne d'histoire, 2011.

Rittersmas in allen Belangen gelungene Forschungsarbeit füllt eine eigentlich unerklärliche Lücke in der Mythos- und Rezeptionsforschung und entreißt eine zentrale Figur der europäischen Geschichte dem Vergessen. Die sprachlich überzeugende und methodisch sichere Arbeit präsentiert sich dazu dem Leser mit prononciertem Eigensinn, welcher ihrem Gegenstand angemessen ist und der Originalität der Studie ihren letzten Schliff gibt.
Michael Dallapiazza in: Jahrbuch internationale Germanistik, 2012.

[D]ie Studie [trägt] in zweifacher Hinsicht zu einer geisteswissenschaftlichen Erkenntnis bei: Erstens beleuchtet sie das explizite Nachleben des Egmonts, darüber hinaus trägt sie zweitens zum allgemeinen Verständnis des Phänomens der Mythogenese bei. [...] Der Verf. kann mit seiner ausführlich recherchierten und solide argumentierenden Studie [...] zeigen, dass die historische Figut Egmont in einen Mythos verwandelt wird [...].
Stephanie Waldow in: Archiv für Kulturgeschichte, 2. 2011.

Rittersmas Arbeit besticht durch ihre profunden Quellenkenntnisse, die es dem Autor ermöglichen, detailliert aufzuzeigen, wer von wem beeinflusst wurde [...] Das große Verdienst dieser Untersuchung ist der enorme Erkenntnisgewinn im Bereich der Rezeptionsgeschichte.
Dirk Maczkiewitz auf: kult-online.uni-giessen

Die vorliegende wissenschaftliche Untersuchung des Egmont-Themas stellt eine hervorragende und [...] exzeptionelle Behandlung des universellen Stoffes dar, die sich durch Gründlichkeit, Komplexität und überzeugende Variationsbreite auszeichnet. Das Studium des Quellenmaterials, die Auswertung und Heranziehung eines riesigen Schriftgutes mehrerer Herkunftsländer und Schriftsprachen, [...] und der kontinuierliche, logische und sinnvoll gegliederte Aufbau sind das Ergebnis jahrelanger intensiver Eruierung des Egmont-Motivs, auch in in- und ausländischen Bibliotheken und Sonderbeständen. Das verschafft der Studie ein richtungsweisendes, progressives Profil und dürfte als ausgezeichnete theoretische Grundlage weiterer Forschungstätigkeiten äußerst nützlich und konstruktiv sein. [...] Ohnehin ist die Anfertigung dieser Arbeit eines Niederländers in deutscher Sprache ein beachtliches, staunens- und bewundernswertes Ergebnis [...]. Die großartige, beeindruckende und außergewöhnliche Publikation, deren Aufmachung allein nicht nur wegen des Miniaturbildes von Egmont auf der Titelseite des Einbandes ansprechend ist, wird ein fester Bestand der globalen und stets lebendigen Auseinandersetzung mit dem Thema des 80jährigen Orlogs, seiner Gestalten und Nachwirkungen bleiben und in der Reihe der Veröffentlichungen zu dieser Problematik einen unverzichtbaren Stand erhalten.
Ulrich Schuppener in: Nassauische Annalen, 121. 2010.

Rittersma [zeigt] eindrucksvoll auf, wie der politischen Argumentation dienende historische Diskurse jenseits rein motivgeschichtlicher Stemmata erforscht werden können.
Susanne Krauß in: DAS HISTORISCH-POLITISCHE BUCH, 3. 2009.