Tödliches Erbe

Georg Veit

Tödliches Erbe

Ein Krimi aus dem Münsterland

2005,  Waxmann Schwarze Serie,  184  Seiten,  E-Book (PDF),  9,90 €,  ISBN 978-3-8309-6500-8

zurück zur Übersicht

Der dritte Pepa-Krimi aus der Feder von Georg Veit. Wieder bricht die ungeliebte Welt in das Leben von Peter-Paul Pfühl ein. Diesmal in Form eines kleinen Jungen, der Kaffee trinkt und Pepas Tomaten mag. Als der Vater des Kleinen tot aufgefunden wird, winkt Pepa ab. Diesmal nicht! Doch die Wirklichkeit holt ihn ein. Seine abenteuerlustige Perle Gertrud und Heinz, hoch motivierter Kommissar a.D., lassen ihn nicht entweichen. Und so findet sich der Studienrat Pfühl, der sich intensiv auf die Weihnachtsferien vorbereiten wollte, inmitten einer merkwürdigen Verstrickung von kleinstädtischer Politik, sozialer Not und einem alten Weihnachtsbuch wieder. Dass ihm ein eiskalter Fiesling in die Quere kommt, spornt ihn allerdings an. Denn Pepa weiß mit Faust und Pistole umzugehen ...


Leseprobe

Als die Türklingel schrillte, fuhr ich zusammen. Das Eiswasser, mit dem ich gerade die blanchierten Tomaten übergoss, schwappte auf mein linkes Hosenbein. Die eisige Nässe lief an mir herunter. Der nasse Stoff saugte sich an meinen Oberschenkel. Die Fußsohlen zogen sich zusammen.
Wieder klingelte es. Es gibt im Bereich der Haustürakustik verschiedene Systeme. Meines ist das gnadenloseste. Sonja meint, ich sei masochistisch. Aber ich behalte diese Klingel. Sie kündet mir von der Mitleidlosigkeit draußen. Damit keine Illusionen aufkommen zwischen dem Ding-Dong der Schulglocke und dem Dudeldu des Telefons. Meine Freunde klopfen immer.
Die Tomaten waren für das Einfrieren natürlich perdu. Das Eiswasser muss augenblicklich über die heißen Tomaten gegossen werden, um ihr Aroma und ihre Farbe zu erhalten. Ansonsten sind sogar die im Supermarkt besser. Ich fluchte, stellte den Krug ab und bewegte mich breitbeinig Richtung Haustür.
Vor mir stand ein dünnes, dunkelhaariges Kerlchen. Kaum neun. Etwas hohläugig. Ich dachte an brasilianische Straßenkinder und sah auf die Uhr. Es war vier. Gegenüber bewegten sich Gardinen. In dieser Nachbarschaft stehen alle unter dem Schutz aller - ob Kinder oder allein stehende Männer. In meiner Küche knatterte die Kaffeemaschine.
"Tag. Riecht gut."
"Was?"
"Der K-kaffee. Du hast wieder die Dunstabzugshaube an." Und schon war der Knirps an mir vorbei. "Man riecht es auf der Straße. Total!"
Ich nahm meine Lesebrille ab. "Und was hast du mit meinen Dunstabzügen zu tun?"
Der Kleine drehte sich um und grinste. Verschmierter Mund wie ein Minstrel-Neger. Seine Kappe starrte vor Dreck und saß schief über den Ohren. Die abgewetzte Skaterhose hinterließ Spuren auf dem weißen Boden. Und Gertrud hatte am Vormittag gewienert. Schon war er in der Küche und winkte mir.
"Ich nehme nur 'n bisschen mehr Milch als die G-großen. Weil, die G-gesundheit."
Dann sah er mein genässtes Hosenbein und grinste schon wieder.
"Das Problem hatte ich früher auch 'ne Zeitlang. Zieh dir ruhig eine neue an. Ich rühr hier nix an. Echt."

Pressestimmen

Geschickt verzahnt Georg Veit in „Tödliches Erbe" die Turbulenzen im Privatleben seiner Hauptfigur.
Streiflichter, 10.12.2008.