Reisegefahren und Urlaubsängste

Thomas Wittich

Reisegefahren und Urlaubsängste

Die touristische Erfahrung von Bedrohung und Unsicherheit als Gegenstand narrativer Darstellungen

2004,  Internationale Hochschulschriften,  Band 427,  412  Seiten,  E-Book (PDF),  26,80 €,  ISBN 978-3-8309-6376-9

zurück zur Übersicht

Zwischen Reisen und Erzählen besteht ein enger Zusammenhang, der sich in den unterschiedlichsten Textgattungen artikuliert. Obwohl Berichte von Urlaubserlebnissen ein fester Bestandteil des alltäglichen Erzählens sind, wurden sie von der Forschung bislang vernachlässigt.

Dieses Buch untersucht den Tourismus aus dem subjektiven Blickwinkel touristischer Erfahrung. Wie erleben Menschen ihre Urlaubsreisen? Im Mittelpunkt stehen Erlebniserzählungen von Reisepannen und Urlaubskriminalität mit ihren charakteristischen Sichtweisen und Deutungsmustern. Wie sich zeigt, entzündet sich der eigentliche Kulturkonflikt weniger an der unmittelbaren Kriminalitätserfahrung als an der praktischen Bewältigung ihrer Folgen. Wie gehen Reisende mit der Verletzung eigener Interessen und Ordnungsvorstellungen um, und in welcher Weise erzählen sie davon?

Der Autor verbindet die neuere volkskundliche Erzählforschung mit der kulturwissenschaftlichen Tourismusforschung. Die Kombination verschiedener Forschungsperspektiven prägt das argumentative Profil der breit angelegten Untersuchung und erschließt neue Fragestellungen für den Tourismus.

Pressestimmen

Es ist das Verdienst der Arbeit von Thomas Wittich, sich einer aktuellen Erscheinungsform dieses in der Erzählforschung bisher noch wenig beachteten Erzählens angenommen zu haben.
Rotraut Nolte-Fischer in: IASLonline [29.8.2006], URL: http://iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/NolteFischer3830913761_1644.html

Die Untersuchung der negativen Reiseerfahrungen birgt, das hat die Arbeit Wittichs deutlich gezeigt, manche Erkenntnismöglichkeit, die in der Tourismusforschung bis heute noch nicht ausreichend ausgeschöpft wurde. Wünschenswert wäre es, wenn die vorliegende Veröffentlichung als eine Art Initialzündung aufgefasst würde, die weitere Forschungen auf einer breiteren Quellengrundlage anregte.
Christiane Cantauw in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde, 50/2005, S. 329.

In diesem historischen Sinne hat sie [...] ihren großen Wert und stellt eine Bereicherung der Reisekulturforschung dar.
Peter J. Brenner, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 2005, S. 269f.

Am Ende des Buches sind 160 Kurzfassungen von Reisegeschichten mit Kommentaren des Verfassers abgedruckt. Sie geben Einblick in die "Innenansichten " von Urlaubern, in denen sich individuelle Erwartungen und persönliche Enttäuschungen widerspiegeln, aber auch kollektive Denkmuster und tradierte Vorstellungen (Vorurteile, Pauschalurteile) angesprochen werden. Die qualitative Inhaltsanalyse ist ein wichtiger Schritt in der Erforschung von Urlaubskrisen und ihrem Wirkungspotential, welche weit weniger erforscht sind als die positiv besetzten Motive und Erwartungen der Reisenden. Dem Buch sind daher viele Leser/-innen zu wünschen.
Christian Hlavac in: integra. 03/2004. S. 29.