Dietmar Klenke
Der singende "deutsche Mann"
Gesangvereine und deutsches Nationalbewußtsein von Napoleon bis Hitler
1998, 250 Seiten, E-Book (PDF), zahlr. Abb., 22,90 €, ISBN 978-3-8309-5663-1
Der Männergesangverein bedeutete Hunderttausenden von Männern sehr viel. Dort stellte sich ein gefühlsmäßiger Kontakt zur Politik her, der das Bewußtsein stärker prägte, als gemeinhin angenommen wird. Auf der Suche nach Gemeinsamkeit und Geborgenheit bauten die Vereinssänger Symbolwelten auf, über die ihre Nation einen außerordentlich hohen Gefühlswert erhielt. Im gemeinsamen Gesang verinnerlichten die Männer bereitwillig die unterschiedlichsten Feindbilder und bereiteten kriegerischen den Boden. Den französischen "Erbfeind" erlebten sie vorzugsweise im Gesang. Am Massenphänomen des Männergesangs lassen sich die Fehlentwicklungen des deutschen Nationalbewußtseins besser ablesen als an politischen Reden oder Schriften: Alldeutsche Symboliken wie Gesänge, Fahnen, Uniformen und Aufmärsche wurden nach dem II. Weltkrieg von neuen nationalen Erkennungszeichen wie der D-Mark oder dem VW-Käfer abgelöst.
Pressestimmen
Ergiebig sind die detaillierten Analysen der diversen Sängerfeste, die sich in den 60er Jahren zu gigantomanischen wie suggestiven Masseninszenierungen steigerten, sowie auch manche musikalische Analyse von Chorwerken - ungewöhnlich bei historischen Arbeiten. [...] Klenke präsentiert eine materialreiche und instruktive Analyse eines zentralen Segments der Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts.
Hartmut Wunderer in: Geschichte, Politik und ihre Didaktik. 35. Jg. H. 1/2. 2007. S. 157f.
Es stellt einen Glücksfall dar, dass sich Dietmar Klenke ein ausgewiesener Historiker und Musikwissenschaftler mit einer überaus fundierten und sachkundig geschriebenen, dabei gut lesbaren Publikation zu Wort meldet, welche sich der Geschichte des deutschen Männergesangvereinswesens [...] widmet und mithin ein Thema anschneidet, das bisher ein Desiderat der Forschung dargestellt hat. [...] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Klenkes Publikation sowohl für den Historiker, dem es um die Erforschung von Mentalitätsgeschichte zu tun ist, als auch für den Volkskundler, der sich mit Vereinsgeschichte beschäftigt, sowie für den Musikwissenschaftler, der sich nicht ausschließlich mit Produkten der musikalischen Hochkultur und deren Schöpferen und Trägern auseinandersetzt, einen großen Gewinn darstellt.
Uli Otto in: ad marginem. 75-2003. S. 16ff.
Dem Autor gelingt es in durchaus überzeugender Weise, das stark ausgeprägte politische Gesinnungselement in den Männergesangsvereinen, dessen Wurzeln und Implikationen herauszuarbeiten, und damit eine vergangene Facette des Selbstverständnisses deutscher Männer zu beleuchten.
Aus: Zeitschrift für Volkskunde 2002/II, S. 319 ff.
Klenke präsentiert eine materialreiche und instruktive Analyse eines zentralen Segments der Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts.
Aus: Neue Politische Literatur, Jg. 46 (2001), S. 163ff.
Es geht nicht um Musikgeschichte, sondern um die sozialpsychologische, gesellschaftliche und politische Funktion des Männergesangs im Rahmen der deutschen Nationalbewegung. [...] Die Untersuchung gibt eine eingehende und differenzierte Darstellung der gesellschaftlichen, politischen und mentalen Bedeutung der Sängerbewegung, die für die allgemeine Geschichte, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte, historische Mentalitätsforschung, Musikgeschichte und Nürnberger Lokalgeschichte gleichermaßen von Interesse ist.
Aus: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. 88 (2001), S. 294.
"Das Verdienst Klenkes ist es, das von den Historikern bisher als konfuses Konglomerat staatstragender Schichten angesehene Chormilieu deutscher Männer erstmals genauer untersucht und die Bedeutung für die deutsche Nationalbewegung herausgestellt zu haben.[...] Dietmar Klenkes Monographie ist nicht nur für jeden Musiker interessant, der sich über die sozialgeschichtlichen Dimensionen seiner musikalischen Betätigung informieren möchte, sondern er zeigt auch in eindrucksvoller Weise auf, wie soziale und politische Wertorientierungen über aktives Musizieren im deutschen Bildungsbürgertum zwischen Wiener Kongreß und Weimarer Republik verankert und damit handlungsrelevant wurden."
(Markus Quabeck in der Rheinisch-westfälischen Zeitschrift für Volkskunde Nr.45 (2000);pp. 327-328)
"Dietmar Klenke hat die äußerst zahlreichen und vielschichtigen Einflußparameter auf die Entwicklung akribisch ausgeleuchtet und bewertet."
(Aus: Der Chor, 4/99.)
"Das Buch ist eine empfehlenswerte Literatur von bester Qualität in der Gesamtanlage wie in den Details, mit zahlreichen sinnbegleitenden Abbildungen [...]"
Dr. Walter Weidmann in: "Lied & Chor", Juni 1999