Christof Nachtigall
Selbstorganisation und Gewalt
1997, Internationale Hochschulschriften, Band 259, 170 Seiten, E-Book (PDF), 22,90 €, ISBN 978-3-8309-5579-5
Das vorliegende Buch gibt zunächst auf verständliche Weise eine Einführung in die Konzepte der Selbstorganisation, speziell der Synergetik, und zeigt deren Bezug zu aktuellen Gruppen- und Gewalttheorien auf. Vor diesem Hintergrund werden die Konzepte der Gruppenbildung durch Selbst-Kategorisierung und der Gruppenpolarisierung in eine synergetische Theorie der Normendynamik integriert. Es gelingt damit, widersprüchliche empirische Ergebnisse zur Gruppenpolarisierung auf ein einheitliches theoretisches Konzept zurückzuführen. Angewendet auf fremdenfeindliche Gewalt wird die erschreckende ‘Normalität’ vieler Täter, welche die verfügbare Empirie zwar belegt, deren Erklärung aber bisher unzureichend war, besser verständlich und theoretisch ableitbar.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der durch Goldhagens These vom eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen (Goldhagen, 1996) neu entfachten Diskussion über die Ursachen des Holocaust weist der vorliegende Ansatz zur Normendynamik eine wichtige Alternative zu statischen und einseitig gerichteten kausalen Erklärungsansätzen in den Sozialwissenschaften.
Pressestimmen
[...] der vorliegende Text ist eine wichtige Erweiterung in der psychologischen Methodenlehre, der Erforschung von Gewalthandlungen gegen Fremde und nicht zuletzt der Kleingruppenforschung, die ja auch noch vielfach mit einfachen Kausalmodellen arbeitet und damit den Prozessen der Selbstorganisation von Gruppen nicht gerecht wird, sie in der praktischen Arbeit manchmal eher behindert als fördert. In allen drei Bereichen möchte ich die solide und handwerklich überzeugende Arbeit von Nachtigall uneingeschränkt empfehlen.
(Aus: Gruppendynamik und Organisationsberatung)