Mimesis und Theatralität

Katrin Ehlers

Mimesis und Theatralität

Dramatische Reflexionen des modernen Theaters im 'Theater auf dem Theater' (1899-1941)

1997,  Internationale Hochschulschriften,  Band 257,  315  Seiten,  E-Book (PDF),  26,90 €,  ISBN 978-3-8309-5573-3

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Der Mimesisbegriff spielt in der aktuellen kulturwissenschaftlichen

Diskussion eine zentrale Rolle. Dabei steht allerdings nicht mehr der

ästhetische Begriff der Nachahmung im Vordergrund. Mimesis erscheint vielmehr

anthropologisch als Verhaltensweise, die die fixe Gegenüberstellung von

Mensch und Natur, Subjekt und Objekt, Ich und Anderem auflöst. Die Autorin

beschreibt den Bedeutungswandel von Mimesis aus der Mitte der modernen

kulturellen Entwicklung, wie sie im Theater auf dem Theater nach 1900

reflektiert wird.

In dem Zusammenbruch der dramatischen Repräsentation und in der Profilierung

der spezifischen Medialität des Theatermediums, der Entdeckung der

"Theatralität", zeichnet sich zugleich der Wandel der Mimesis ab. Mimesis

erhält eine neue Bedeutung, wo die Negation des literatur- und

sprachzentrierten bürgerlichen Theaters und die Stärkung der Theatralität die

herkömmliche Hierarchie der Wirklichkeiten aufsprengen. In Texten von Antonin

Artaud, Walter Benjamin, Hermann Broch, Alfred Döblin, Curt Goetz, Else

Lasker-Schüler, Luigi Pirandello, Arthur Schnitzler und Frank Wedekind

werden elementare mimetische Qualitäten sichtbar. Destabilisierende,

magische, adaptive und gestische Aspekte mimetischer Prozesse treten an die

Stelle von "Nachahmung". Dieses Ineinander von Mimesis und Theatralität im

Theater auf dem Theater reflektiert die moderne "Krise der Repräsentation"

und experimentiert mit ihr: ein literarisches Spiel als Beitrag zur

Bestimmung von Moderne.