Böse Geschichte(n)

Heiner Wacker

Böse Geschichte(n)

Scary Fail Tales

2021,  264  Seiten,  gebunden,  19,90 €,  ISBN 978-3-8309-3893-4

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Eine Sammlung von Kurzgeschichten um die ewigen Themen Liebe, Verrat und Tod.

Götterdämmerung
"Interessierst du dich überhaupt noch für irgend etwas um dich herum?" "Wie meinst du das denn?" "Ich meine, was deine Mitmenschen so treiben, was sie tun und lassen?" "Warum sollten mich meine Mitmenschen interessieren? Ich bin Politiker."
Walter Keiler ist kurz davor, den Chefsessel des nordrhein-westfälischen Olymps zu besteigen, als ihm ein kleines Missgeschick passiert, dann noch eins und noch eins und noch eins. Es gehört zur politischen Alltagskultur, dass sich unsere Volksvertreter den einen oder anderen Fauxpas erlauben, aber was ist, wenn einem auf einmal alles passiert, an einem einzigen Tag?

Ausgeschlafen
Ich reagiere nur selten auf das, was Schwester D. zum Besten gibt, denn es hätte wenig Sinn. Schwester D. ist hier nicht der Boss. "Komm, Sigmund. Leiste unserem Gast ein wenig Gesellschaft", sagt sie in den Flur hinein, dann fällt die schwere Tür zurück ins Schloss. Nach einer Weile öffne ich die Augen und hebe meinen Kopf. Auf dem Hocker neben meinem Bett sitzt eine dicke, apart getigerte Katze und mustert mich mit stoischem Blick. "Das wäre wirklich nicht nötig gewesen", sage ich. "Immerhin haben wir dich nicht umgebracht", sagt die Katze.
Jeder Katzenbeherger hat sich schon einmal gefragt, ob diese genusssüchtigen, verfressenen Pennsusen tatsächlich von unserem Planeten stammen oder ob es sich nicht in Wirklichkeit um Aliens handelt, die unbemerkt in ihre Körper geschlüpft sind, um sich von uns nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen. Der Held unserer Geschichte hat es herausgefunden. Pech für ihn.

Interview mit einer Vampirin
"Warum hast du mich gefesselt. Hattest du Angst, ich könnte gewalttätig werden? Ich bin nämlich nicht gewalttätig, ich bin eher der sanfte Typ." "Das habe ich gleich gespürt, Joachim." Antoinette beugt sich vor und küsst ihn auf die Nasenspitze. Ihre lange Haare streichen sanft über seine Brustwarzen und kitzeln ihn. "Es ist mehr wegen mir. In gewisser Weise bin ich die Gewalttätige."
Als Joachim eines Abends auf einen Absacker ins ‹Carussell› kommt, ist er mehr als angetan, dort außer den üblichen Vertragstrinkern auch einer appetitlich aussehenden blonden Frau zu begegnen. Nachdem das Gespräch in Gang gekommen ist, erfährt er zu seiner großen Erheiterung, dass sein apartes Gegenüber eine Vampirin zu sein scheint. Behauptet sie zumindest. Aber Vampire gibt es nicht. Oder doch?

Des Weiteren eine Begegnung mit dem Tod, ein moderner Frankenstein, Hölle 2.0, der Untergang der Menschheit und ähnlich erfreuliche Themen. So sieht moderne Unterhaltung aus.