Die Niederlausitz vom 18. Jahrhundert bis heute: Eine gestörte Kulturlandschaft?

Günter BayerlDirk Maier (Hrsg.)

Die Niederlausitz vom 18. Jahrhundert bis heute: Eine gestörte Kulturlandschaft?

2002,  Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt,  Band 19,  360  Seiten,  E-Book (PDF),  zahlr. Abb.,  22,90 €,  ISBN 978-3-8309-6197-0

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Mit dem Rückgang der Braunkohlenförderung in der Niederlausitz verlor die Region nicht nur ihr zentrales, über mehr als hundert Jahre hinweg andauerndes wirtschaftliches Bedeutungsmoment, sondern zugleich auch ihre identitätsstiftende Basis. Eine bis weit in das 19. Jahrhundert hinein periphere, wenig beachtete und ob ihrer naturräumlichen Ausstattung scheinbar benachteiligte Landschaft wurde im Zuge der Industrialisierung in überregionale Zusammenhänge eingeflochten. Das brachte einerseits eine enorme Aufwertung der Region mit sich, schuf jedoch andererseits Abhängigkeiten und völlig neue Problemlagen. Der Verlust sinnstiftender sozio-ökonomischer Elemente wird begleitet von großflächigen landschaftlichen "Störungen" in einer zumindest für mitteleuropäische Verhältnisse wohl einmaligen Eingriffstiefe.

Die schwierige Aufgabe der nächsten Jahrzehnte wird es sein, unter diesen Prämissen eine Perspektive zu entwickeln, die vielen sehr disparaten Ansprüchen genügen muß. Bei aller Offenheit zukünftiger Entwicklungspfade wird - im Gegensatz zur industriellen Vernutzung in den vergangenen Jahrzehnten - das Hauptziel die verantwortungsbewußte Gestaltung einer Kulturlandschaft sein. Damit ist die Niederlausitz ins Zentrum des Sonderforschungsbereiches (SFB) 565 "Entwicklung und Bewertung gestörter Kulturlandschaften" der Deutschen Forschungsgemeinschaft gerückt. Die Arbeit des SFB 565 geschieht in dem Bewußtsein, daß neben den physischen eben auch die mentalen Veränderungen nur im Blick auf ihre Vorgeschichte verstanden werden können.

Die Beiträge des Sammelbandes behandeln, ausgehend von Aussagen zu grundsätzlichen begrifflichen Deutungen, Wandlungsprozesse und Wahrnehmungsweisen der Niederlausitzer Landschaft seit ca. 1800. Die historische Analyse komplexer landschaftlicher Zusammenhänge wird dabei durch ausgewählte Fallbeispiele einzelner Teilregionen und Gewerbe der Niederlausitz näher erläutert.

Pressestimmen

Den anzuzeigenden Band verstehen die Hrsg. als "ersten Schritt zu einer noch zu schreibenden, umfassenden Landschaftsgeschichte der Niederlausitz"(S.4), er soll Fragestellungen formulieren, Denkbarrieren durchbrechen und Desiderata aufzeigen. Das ist im Wesentlichen gelungen.
Rainer Aurig in: Niederlausitzer Studien, Heft 33

Während die [...] Studien des ersten Teils sich vor allem den subjektiven Reflexionen über die Landschaftsentwicklung zugewandt haben, kommt es hier durchweg zu einer instruktiven Aufarbeitung der historischen Realität. Dadurch werden kleine Teilbereiche in Verbindung mit dem Gesamtthema tiefgründiger historiographisch erschlossen.
Eine Reihe von Abbildungen und kartographischen Darstellungen erhöhen den Aussagewert für den Leser. Wie im gesamten Band gibt es auch für diese Beiträge aussagekräftige ergänzende Anmerkungen und reichlich Quellenverweise.Prof. Dr. Hans Otto Gericke in:

Das anregende Buch hat für den speziell an der Geschichte der Lausitz interessierten Leser große Bedeutung und es enthält sehr wichtige allgemeine Gedanken zur Bewertung von landschaftlichen Veränderungen, die von Landwirtschaft und Technik ausgehen.
Hansjörg Küster in: Zeitschrift für Volkskunde. 99. Jg. Bd. II/2003. S. 353ff.