Leonore Scholze-Irrlitz
Paradigma „Ländliche Gesellschaft“
Ethnografische Skizzen zur Wissensgeschichte bis ins 21. Jahrhundert
2019, 264 pages, hardcover, 44,90 €, ISBN 978-3-8309-4078-4
Anschließend geht es auf der Basis empirischer Beispiele um aktuelle Perspektiven auf Nachhaltigkeit und ländliche Entwicklung. Dabei rücken neben der Betrachtung räumlich parallel existierender Ungleichzeitigkeiten von Erinnerungen die sozialen Transformationsprozesse in Ostdeutschland sowie deren Modellhaftigkeit für die gesamtdeutsche Gesellschaft in den Mittelpunkt. Anhand von Daten aus der ethnologischen Feldforschung und historischen Dokumenten wird besonders nach dem sozialen und kulturellen Selbstverständnis der Menschen sowie den daraus resultierenden konkreten Handlungsoptionen gefragt, wie sie sich im Verlauf der zweifach vollzogenen politischen und Agrarstrukturreformen im 20. Jahrhundert herausgebildet haben und als Strategien im 21. Jahrhundert weiterwirken.
press
Die Autorin, die Berliner Ethnologin und Historikerin, Leonore Scholze-Irrlitz legt mit ihren Beiträgen eine grundsätzliche Einführung in eine spezifische Wissenskultur des ethnologischen Denkens in Deutschland vor. Sie sucht nach neuen Wegen, die „Ländliche Gesellschaft“ wieder ins Zentrum der Forschung zu rücken.
Elisabeth Meyer-Renschhausen, in: H-Soz-Kult, 19.01.2021.
Mit viel Sachverstand und zwischen den Zeilen sprechendem Engagement für gesellschaftsrelevante Forschung bietet sie - spannend und auch für Laien gut lesbar - Einblicke in Fachgeschichte, Hochschulpolitik des 20. Jahrhunderts und Erforschung des ländlichen Nordostens der Bundesrepublik. Prägnant formuliert und fokussiert argumentierend lädt die Autorin zu fachlich weitem, interdisziplinären Denken ein. So wird mehr als deutlich: Ländliche Räume und ländliche Gesellschaft sind und bleiben wohl noch für lange Zeit spannende, dynamische Felder transformativer Wissenschaft.
Christine Lorenz-Lossin, in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 64/65 2019/2020, S.163-166.
Gemäß dem Blochschen Diktum der "Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem" erforscht sie die Gründe für erstaunliche Entwicklungen von Dörfern, die inmitten schrumpfender Regionenvon Zuzug und wirtschaftlichem Wohlstand geprägt sind, oder zeigt dieFähigkeiten Einzelner zur Entwicklung subsistenzwirtschaflicher Lebensmodelle in dörflichen Gemeinschaften auf. Der ethnografische Blick auf die lokalen Bedingungen von nachhaltigen Lösungenin gesellschaftlichen Problemlagen kann somit einen entscheidenden Beitrag zu einer angemessenen Strukturpolitik leisten.
Christine Wingert, in: Kulturpolitische Mitteilungen III/2020 Nr. 170, S. 87 f.