"Ein Häuflein Christen mitten in der Heidenwelt des dunklen Erdteils"

Thorsten Altena

"Ein Häuflein Christen mitten in der Heidenwelt des dunklen Erdteils"

Zum Selbst- und Fremdverständnis protestantischer Missionare im kolonialen Afrika 1884-1918

2003,  Internationale Hochschulschriften,  Band 395,  1151  pages,  E-Book (PDF),  39,99 €,  ISBN 978-3-8309-6199-4

back to overview

Im Mittelpunkt dieser Studie steht der ebenso bemerkenswerte wie außergewöhnliche Personenkreis protestantischer Missionare mit seiner spezifischen Vorstellungs- und Gedankenwelt, die sich in ihrer Tätigkeit im kolonialen Afrika des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts widerspiegelte. Begriffen sich die hier tätigen Glaubensboten nach ihrem Selbstverständnis doch normalerweise als, wie es ein altgedienter Missionar der Berliner Missionsgesellschaft einmal ausdrückte, "ein Häuflein Christen mitten in der Heidenwelt des dunklen Erdteils".

Auf breiter Quellengrundlage wird die Entstehung und Entwicklung missionarischer Denkweisen und Motivationen untersucht, die oftmals wenig augenfällig oder sogar häufig nur indirekt fassbar sind: Warum wurde beispielsweise der Sohn eines schlesischen Handwerkers oder ein studierter Theologe und ostholsteinischer Gutsbesitzersohn Missionar? Was bewog diese Männer dazu, in eine gänzlich fremde und als unzivilisiert betrachtete Gegend der Welt zu reisen und dort zu leben? Wie sahen ihre Vorstellungen des zukünftigen Berufs aus, welche Faktoren und äußeren Einflüsse prägten in den Köpfen das idealtypische Bild eines Missionars und in welcher Weise mußte dieses Bild vor Ort revidiert werden?

Unter besonderer Berücksichtigung ihrer Lebensläufe setzt der Autor den soziokulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund der Missionare in Beziehung zum missionarischen Alltag in den verschiedenen afrikanischen Kolonien. Dabei wird deutlich, daß sich Missionsgeschichte eben nicht nur in Übersee abspielte, sondern zunächst und vor allem auch in Deutschland. So entsteht ein facettenreiches, anschauliches und komplexes Bild missionarischen Denkens und Handelns im Spannungsfeld von "Heimat" und "Missionsfeld", das von der Forschung bisher unberücksichtigt blieb.

Mit dem umfangreichen Anhang hat die Untersuchung überdies Handbuchcharakter. Auf ihr finden sich erstmals ein umfassendes Verzeichnis mit rund 800 Kurzviten sämtlicher ordinierter wie nichtordinierter Missionsangehöriger (inklusive zahlreicher afrikanischer Mitarbeiter) der im Untersuchungszeitraum in den deutsch-afrikanischen Kolonien tätigen Gesellschaften, Chroniken und Karten zu ihren Hauptstationen sowie ausführliche Zeitleisten.

Die dem Buch zugrunde liegende Dissertation wurde mit dem Martin-Behaim-Preis für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der außereuropäischen Geschichte vom Förderverein der Forschungsstiftung für vergleichende europäische Überseegeschichte (FVEUG) ausgezeichnet.

Außerdem erhielt Thorsten Altena für seine Dissertation den Studienpreis 2003 der Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal.

press

Die größte Stärke des Buches liegt [...] in der empirisch gesättigten Behandlung eines Themas, das bisher oft nur mit Schlagworten traktiert worden ist. An die Stelle dieser Schlagworte setzt Altena differenzierte Analysen, die ein vielschichtiges Bild der Wahrnehmungsweisen der Missionare und ihrer Interaktion mit den Afrikanern zeichnen. Wer sich künftig mit der Geschichte der deutschen protestantischen Mission in Afrika befassen will, wird diese so kenntnisreiche wie durchdachte Arbeit nicht außer Acht lassen dürfen.
Frank Becker in:Archiv für Sozialgeschichte online

This volume is a careful, meticulously documented study of Protestant missionaries in Africa during Germany's colonial period (1884-1914).[...] As a text full of such engaging stories, and rich in documentation, Ein Häuflein Christen is an impressive study of the historical sociology of German missionary activity in the colonial era and should be read by anyone interested in German colonialism and missionary history more generally.
Elisa von Joeden-Forgey in: H-Net Reviews. h-net

Das Buch von Altena ist nicht nur eine nicht genug zu würdigende Pionierleistung in der Missionsgeschichtsschreibung Afrikas, sondern wird sich mit Sicherheit auch als Standardwerk behaupten.
Ulrich van der Heyden in: zmr, 90. Jg., 2006, S. 139f.

So entsteht ein facettenreiches, anschauliches und komplexes Bild missionarischen Denkens und Handelns im Spannungsfeld von "Heimat" und "Missionsfeld" , das von der Forschung bisher unberücksichtigt blieb.
In: In die Welt für die Welt 4/2006, S. 31.

Thorsten Altena's study is quite likely the most exhaustive study of Protestant missionaries in German Africa that has ever appeared.
Sara Pugach in: African 74/4, 2004, S. 681ff.

insgesamt sehr lesenswerte Studie
Christine Wolters in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. H. 2. 2003. S. 273ff.

Altenas Werk [ist] eine lohnende Lektüre - nicht nur für Missionsinteressierte.
Johannes Triebel in: Westfälische Forschungen. H. 55/2005. S. 773f.

Das Herzstück von Altenas Arbeit besteht in der Kollektivbiographie von 371 ordinierten Missionaren aus sieben deutschsprachigen Missionsgesellschaften. Im Gegensatz zu den bislang vorliegenden Studien läßt er es aber nicht bewenden, sondern bemüht sich einerseits darum, biographische Erfahrungen der Missionare innerhalb des Kulturverständnisses des Missionsgesellschaften zu verorten, andererseits ihre Auswirkungen auf die Missionsarbeit in Afrika zu demonstrieren. [...] Altena stellt auf einer breiten Materialgrundlage, die Archivquellen und publizierte Texte umfaßt, eine schon länger im Raum stehende These erstmals (jedenfalls für den deutschsprachigen Raum) auf eine solide empirische Grundlage. Gegenüber der allgemein üblichen Fokussierung auf eine einzige Missionsgesellschaft ermöglicht er durch seinen vergleichenden Ansatz eine Erweiterung der Perspektive. [...] Nicht nur wegen des auf einer CD-ROM beigefügten, nützlichen Anhangs mit rund 400 biographischen Einträgen, Zeittafel, Karten und Fotografien wird dieses Buch auf lange Zeit ein wichtiges Forschungsinstrument darstellen.
Thoralf Klein, in: Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte, 5/2005, S. 282ff.

faktenreich und überzeugend
Sonia Abun-Nasr, in: Das Historisch-Politische Buch, 53. Jahrgang, Heft 1/2005, S. 77.

An radikaler Selbstkritik hat es der historischen Missionswissenschaft nicht gemangelt [...] Was fehlte war [...] der ruhige Blick der Historikerzunft, um die Mission nach ihrer Bedeutung auch für die Heimat und für die determinierende Kraft der Herkunft auf das hin, was die Missionare in Afrika taten, gründlicher zu begreifen. Eine umfassende, solide dokumentierte Untersuchung zu dieser Frage liegt in der Münsteraner Dissertation [...] vor. [...] Die eigentliche Stärke der Arbeit liegt in dem [...] genauen Blick auf die deutsche Heimatgeschichte, die Vorauserfahrungen und sozialen Zwänge, welche die Missionare dann auch in Afrika nicht losließen.
Heinrich Balz in: Theologische Literturzeitung 130 (2005) 2, S. 219 f.

Die Arbeit zeichnet sich insgesamt durch einen klaren und stringenten Aufbau aus [...] Am ertragreichsten und innovativsten dürfte aus dem Blickwinkel der Missionswissenschaft der Perspektivenwechsel hin zu jenen sein, die im engeren Sinne missionarisch handelten. Der Autor hat eine Fülle von Einzelviten analysiert sowie Publikationen der verschiedenen deutschsprachigen Missionsgesellschaften für sich aufgearbeitet. [...] Insgesamt zeichnet er ein klar strukturiertes und differenziertes Bild, das sich durch ein hohes Maß an Anschaulichkeit, durch Sympathie mit dem Untersuchungsgegenstand wie auch durch die nötige kritische Distanz auszeichnet. [...] Und mit Sicherheit ist ihm zuzustimmen, wenn er konstatiert, dass das in den Missionsarchiven vorliegende Material noch längst nicht erschöpfend genutzt wurde. Seine Untersuchung bietet, was das Vorverständnis und auch die Vorurteile der deutschsprachigen Missionare während der deutschen Kolonialzeit betifft, eine gute Ausgangsbasis und schließt in diesem Punkt eine Forschungslücke.
Ulrike Sill in: Neue Zeitschrift für Missionswissenschaft/Nouvelle Revue de science missionaire. 60-2004/3. S. 237 ff.

Die riesige Arbeit wird einen wertvollen Knoten bilden für die Kulturwissenschaften, die sich mit der Mission beschäftigen. Die vergleichende Perspektive ist sehr wertvoll zur Einordunung und zum Auffinden parallelen Archivmaterials; [...] eine wertvolle, weit über eine Dissertation hinausgehende Leistung.
Christoph Auffarth in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. 101/2003. S. 336ff.

Altenas Hauptanliegen ist die Untersuchung des Selbstbildes der Missionare und deren Wahrnehmung der indigenen Bevölkerung. Den Kern der Studie bildet die detaillierte Auswertung von archivalischen Quellen und Publikationen [...] Altena ist Historiker mit dem Forschungsschwerpunkt Überseegeschichte und hat sich des Themas nicht als Missionswissenschaftler angenommen. Dieser Ausgangspunkt verschafft ihm eine für die Studie sehr vorteilhafte Distanz zum Gegenstand seiner Untersuchung. [...] Die CD-ROM enthält neben den Darstellungen der Missionstätigkeit der einzelnen Missionen zahlreiche Karten und Photographien sowie die Kurzbiographien der Missionare, so daß sie auch als Nachschlagewerk dienen kann. Die im Band enthaltenen Abbildungen [...] runden diese insgesamt lesenswerte Studie ab.
Christine Wolters in: Internationale Wissenschaftliche Kompetenz. H 2/2003. S. 273 ff.

Die Arbeit stellt einen ebenso wichtigen wie gewichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der protestantischen Missionsgeschichte Afrikas dar, weil sie die Hintergründe der Missionare genau ausleuchtet und damit gegenüber negativen wie positiven Stilisierungen zu einem realistischeren Bild der Missionare, ihrer Arbeit und ihrer Begegnungen mit den Menschen Afrikas beiträgt. [...] Dieses beeindruckende Werk wird den interessierten Leserinnen und Leser ebenso wie den Lehrenden im Fach Missionswissenschaft und Geschichte gewiss viel Freude bereiten.
Henning Wrogemann in: Jahrbuch Mission 2004.

[...] Altena möchte den Motivationen und Geisteshaltungen auf die Spur kommen, die deren Arbeit [der Missionare] auf dem afrikanischen Kontinent zugrunde lagen. Mit diesem Interesse entspricht der Autor einem wesentlichen Desiderat der Forschung. Denn im Rahmen der Missionsgeschichte hat sich bislang niemand explizit der Frage gewidmet, wie die Tätigkeit europäischer Missionare in Übersee durch heimatliche Einflüsse geprägt wurde. Altena stellt sich dieser Aufgabe, indem er anhand einer immensen Materialfülle viele Gemeinsamkeiten im sozialen Hintergrund und der Geisteshaltung deutschsprachiger Missionare - das heißt unter Einschluss von Mitarbeitern der Basler Mission - herausarbeitet. Seine Studie verbindet sozial- und mentalitätshistorische Ansätze, [...] Die verwendeten Quellen umfassen eine Vielzahl an unveröffentlichten und veröffentlichten Dokumenten, [die] plausible[n] Annahmen sind hier [...] für den deutschsprachigen Raum zum ersten Mal systematisch untersucht und bestätigt worden, worin der Gewinn von Altenas Arbeit liegt.
Sonia Abun-Nasr in: sehepunkte 4(2004, Nr. 5[15.05.2004]. sehepunkte.historicum

Die größte Stärke des Buches liegt aber in der empirisch gesättigten Behandlung eines Themas, das bisher oft nur mit Schlagworten traktiert worden ist. An die Stelle dieser Schlagworte setzt Altena differenzierte Analysen, die ein vielschichtiges Bild der Wahrnehmungsweisen der Missionare und ihrer Interaktion mit den Afrikanern zeichnen. Wer sich künftig mit der Geschichte der deutschen protestantischen Mission in Afrika befassen will, wird diese so kenntnisreiche wie durchdachte Arbeit nicht außer Acht lassen dürfen.
Frank Becker in: Archiv für Sozialgeschichte online vom 19. April 2004.

Die Grundlagenstudie setzt Standards und ermöglicht weitere vergleichende Arbeiten
Jürgen Zimmerer in: Sozial.Geschichte. 19/2004. S. 118.

Die hier zu besprechende quellengesättigte Studie weist am Beispiel der protestantischen Mission in den afrikanischen Kolonien des deutschen Reiches nach, dass die europäischen Missionare der indigenen Bevölkerung gerade nicht in einer Täter-Opfer-Beziehung gegenübertraten, [...] Eine (Über-)Fülle von Quellen, die der Autor konsequent und souverän zu einem schlüssigen Gesamtbild verknüpft, zeichnet die bemerkenswerte Studie Altenas aus. [...] bietet die lesenswerte Arbeit (besonders die CD-ROM) dem engagierten Geschichtslehrer einen ergiebigen "Steinbruch" von Quellenmaterial, das sich produktiv der Arbeit an den zentralen Kategorien "Perspektive" sowie "Das Eigene und das Fremde" heranziehen lässt.
Arndt Kleesiek in: Geschichte, Politik und ihre Didaktik. 31. Jg. H.3/4. 2003. S. 321ff.