Hahnenkampf

Georg Veit

Hahnenkampf

Ein Krimi aus dem Münsterland

2002,  Waxmann Schwarze Serie,  200  pages,  E-Book (PDF),  9,90 €,  ISBN 978-3-8309-6171-0

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Dass er nichts mehr liebt als seine Ruhe, seine Tomatenrezepte und sein Cabrio, werden die Leser des ersten Bandes Münsterland-Mafia wissen. Dass es damit für Peter-Paul Pfühl, genannt Pepa, wieder einmal nichts wird, werden sie ahnen. Zunächst muss Pepa das Rätsel um den massakrierten Hahn seines Nachbarn lösen. Ein besonderes Tier, dessen jugendlicher Besitzer bei einem merkwürdigen Unfall zu Tode kommt. Bald hat Pepa einen krankhaften Killer auf dem Hals, recherchiert zwischen einer alten Bücherei und einem gentechnischen Labor und hat sich einer anstrengenden Professorengattin zu erwehren. Natürlich steht Münsterland-Fahnder Pepa überall seinen Mann - mit altbewährter Unterstützung seiner Perle Gertrud und seines Kumpels Heinz.

Wieder ein Krimi von Georg Veit mit viel Tempo, Sprachwitz und Spannung, voller Augenzwinkern und Doppelbödigkeit, aber auch mit einer ernsten Thematik und genauen Beobachtungen über Menschen und Gesellschaft.


Leseprobe

Als die Türklingel schrillte, ließ ich alles fallen. Die heiße Tomatenmarmelade, die ich gerade in die Einmachgläser füllen wollte, spritzte über den Tisch. Ich fluchte.

Wieder klingelte es. Meine Türklingel, muß man wissen, gongt nicht. Kein Dingdong. Sondern sie kreischt, mancher würde sagen: krächzt. Sonja sagt: plärrt.

Meine Küche war versaut. Die herrliche Tomatenmarmelade! Aus der ersten treibhauseigenen Ernte dieses sonnigen Frühlings, aus Feigen, Ingwer, Kaffirlimonenblättern und Limettensaft, gezogen über Nacht. Ich sah aus wie ein Schlachter. In diesem Aufzug öffnete ich die Tür.

Vor mir stand mein dickbäuchiger Nachbar Franz Wissing. Wir siezen uns. Franz Wissing hatte einen hochroten Kopf. Rot war er immer. Diesmal aber war er gefährlich angelaufen. Tomatenrot, sozusagen.

"Aha! Ich dachte schon, Sie wollten nicht aufmachen!" prustete er. "Aber ich weiß, daß Sie da sind!"

Er zuckte mit dem Kopf in Richtung geöffnete Garage, in der mein roter MX-5 stand, und sah dann spöttisch auf die bespritzte Schürze.

"Und?"

"Und?! - Hier!"

Seine rechte Hand schoß hinter dem Rücken hervor, und ehe ich reagieren konnte, flog ein Federvieh durch meinen Hausflur, klatschte gegen die weiße Wand und blieb liegen. Ich fuhr auf:

"Sind Sie wahns...?"

"Eher Sie! Der war schon vorher tot, wie Sie wissen."

"Hören Sie mal. Ich glaub', bei Ihnen piept's wohl!"

Gegenüber bewegten sich Gardinen.

"Herr Pfühl, jetzt halten Sie mal die Luft an! Morgen werde ich Sie anzeigen: Wegen Tierquälerei und Sachbeschädigung oder so. Sie denken wohl, nur weil Sie Studienrat sind und unsereins nur Volksschule hat, können Sie sich ... Da haben Sie sich aber geschnitten!"

Er schrie auf mich ein. Ich sah auf die Reihe der Häuser, deren Fenster geöffnet waren, dann hinter mich auf den Boden auf ein halb aufgeschnittenes Federvieh, einen großen gelbbraunen Flecken an der Wand, die ekeligen Spritzer von Geflügelinnereien überall im Flur und auf die Flaumfedern, die der Wind umherblies. Das Ganze mußte ein Mißverständnis sein.

"Darf ich auch mal?"

"Was denn?"

Ich redete gedämpft, aber fest.

"Ich möchte wissen, was Ihr Auftritt in meinem Hause hier soll, und möchte Sie doch sehr bitten, die Sauerei da wegzuräumen! Haben Sie getrunken, Herr Wissing?"

"Da lache ich ja, Sie, Sie, - Sie Schlächter!"

Er zeigte auf meine Schürze. Seine Stimme war kein bißchen leiser geworden. Ich holte tief Luft. Unsere Augen waren auf derselben Höhe und schenkten sich nichts.

"Gehen Sie bitte von meinem Grund und Boden! Sonst ..."

"Aha! Sie drohen. Typisch! Aber das zieht bei mich nicht! Beinahe hätte ich Sie ja noch gesehen, bei dem Gegackere heute morgen! Leugnen Sie etwa, daß Sie meinen Rheinländer massakriert haben?"

press

"Hahnenkampf", so der Titel des Münsterland-Krimis, in dem sich der etablierte Zyniker viel lieber der Tomatenzucht oder seinem neuen Hobby Golf widmen möchte. Doch ein toter Hahn, ein mysteriöser Unfall und geheimnisvolle Genversuche konfrontieren Pepa mit Dingen, denen er lieber aus dem Weg gehen möchte - dem Verbrechen. Dabei hätte Pfühl gewarnt sein müssen, denn schon bei der "Münsterland-Mafia" wurde der praktizierende Philosoph in den kriminellen Sog gezogen, lieferte dann aber in einer rasanten Abfolge mit Hilfe seiner Haushälterin Gertrud und dem pensionierten Kriminalbeamten Heinz Drogendealer ans Messer.
Aus: DeZett, 9/2002, S. 10.

Gratulation. Wortwitz, Tempo und Action mit Botschaft. Leserherz, was willst du mehr?
Allgemeine Zeitung über Hahnenkampf

Der unbekümmerte authentische Tonfall, die regionale Verortung im Westfälischen und Veits Gespür für Spannung und Timing machen den ansprechenden Krimi zu einem kurzweiligen Lesevergnügen.
Allgemeine Zeitung über Hahnenkampf

Die große Mehrheit der Leser dürfte begeistert sein. Nicht nur wegen der spannenden Handlung und den vielschichtigen Charakteren, sondern, dass sich beim Lesen ein "Kino im Kopf" einstellt. Man sieht praktisch auf seiner inneren Leinwand, wie Pepa durch die Baumberge fährt [...] ich verspürte keine Langatmigkeit, im Gegenteil, zum Showdown lief mir vor Thrill-Spannung ein kalter Schauer über den Rücken.
Hendrik Lange in: Allgemeine Zeitung, Coesfelder Jugendseite, vom 9. Februar 2005.

Der unbekümmerte authentische Tonfall, die regionale Verortung im Westfälischen und Veits Gespür für Spannung und Timing machen den ansprechenden Krimi zu einem kurzweiligen Lesevergnügen.
Markus Weckesser in: Münstersche Zeitung vom 10. April 2004.

Die Romane [von Georg Veit] leben durchaus von der Spannung, dem Ver- und Entknoten der Handlungsstränge, aber auch insbesondere durch Situationskomik und den entsprechenden Sprachwitz. [...]. Diese Melange und die sympathische Eigenironie des Erzählers machen diese Bücher zu einer mehr als vergnüglichen Lektüre. Mehr davon bitte!
Aus: Reh-Zensionen, Das Dosierte Leben, Nr. 37.