Phönix aus der Asche?

Horst Lademacher

Phönix aus der Asche?

Politik und Kultur der niederländischen Republik im Europa des 17. Jahrhunderts

2007,  Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas,  Band 16,  798  Seiten,  gebunden,  50 Abb.,  59,00 €,  ISBN 978-3-8309-1683-3

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Das 17. Jahrhundert ist wohl als die Blütezeit der niederländischen Geschichte einzuordnen. Es verwundert so auch nicht, dass diese Jahre unter dem Wort vom Goldenen Jahrhundert firmieren und vornehmlich von der niederländischen Historiographie spätestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Renommierstück erhoben worden sind. Kein anderes Jahrhundert hat in den Niederlanden soviel Aufmerksamkeit erfahren wie diese Zeit der Republik und das Interesse reicht bis in unsere Gegenwart hinein.

Wo vom Goldenen Jahrhundert die Rede ist, da meint das Glanz und Gloria, ist das ein Epitheton ornans für eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Großmacht im Nordwesten Europas. Die vorliegende Studie geht zunächst einmal vom politischen Sinn und Zweck dieser Wiederbelebung des 17. Jahrhunderts in der niederländischen Politik und Wissenschaft aus. Es ist wohl kein Zweifel, dass die niederländische Geschichtsschreibung bis in die Gegenwart hinein immer noch von diesem letztlich doch nationalpolitischen Ansatz geprägt worden ist. Die Zeit wird mit einem Schuss inneren Behagens beschrieben - bis hin zur Mystifikation, wenn da vom Wunder oder vom Rätsel der Republik die Rede ist.

Zentraler Bereich der Studie ist die Präsentation der Republik als kulturelle Großmacht. Dabei impliziert Kultur auch die Politische Kultur der Zeit, meint auch Auftreten und Verhalten in außereuropäischen Gebieten. Im Unterschied zu den bisherigen Arbeiten versucht die Studie, nicht nur die einzelnen Kulturfelder zu präsentieren, sondern sie auch mit den kulturellen Leistungen anderer europäischer Staaten zu vergleichen, um somit den Befund zu den Niederlanden zu relativieren, grenzüberschreitende Verbindungen, Einflüsse oder Abhängigkeiten nachzuzeichnen oder auf jeden Fall Glanz und Gloria auf ganz Europa zu verteilen, das heißt auch, das Jahrhundert als ein europäisches Jahrhundert vorzuführen.

Darüber hinaus ist der Darstellung mit Blick auf die These von der nachgerade eruptiven Entwicklung niederländischer Kultur im 17. Jahrhundert eine historische, gleichsam vorrepublikanische Vorleistung für die einzelnen Bereiche - und dies auch wieder im europäischen Vergleich - vorangestellt worden, so dass eine Positionierung des Landes über den zeitlichen und räumlichen Vergleich möglich wird.

Pressestimmen

Horst Lademachers niederländische Kulturgeschichte ist ein bedeutender Beitrag zur Geistesgeschichte, zur kulturellen Praxis und zur mentalen Verfasstheit einer europäischen Nation, die im herrschenden Denken insbesondere der Deutschen immer noch und völlig unzurecht unterrepräsentiert ist. [...] Lademachers Buch ist ein Ansporn, die deutsch-niederländische Geschichte nicht nur auf die schrecklichen Jahre 1940 bis 1945 zu reduzieren, sondern sie im Rahmen einer jahrhundertelangen, für beide Seiten fruchtbaren Nachbarschaft zu sehen, als die sie in der Praxis ja auch im Rahmen der gemeinsamen europäischen Institutionen seit den 1950er Jahren gelebt wird.
Johannes Arndt in: sehepunkte 7(2007), Nr. 12 (15.12.2007)

Alles in allem hat Lademacher ein ungemein anregendes Buch geschrieben, das mit einer äußerst differenzierten Darstellung der niederländischen Kultur des 17. Jahrhunderts aufwartet und das angebliche "Wunder" der niederländischen kulturellen und wirtschaftlichen Hochblüte der damaligen Zeit in recht überzeugender Weise relativiert. Es ist ein Handbuch im wahrsten Sinne des Wortes und dürfte für jeden, der sich, außerhalb wie innerhalb der Niederlande mit der niederländischen Kultur des 17. Jahrhunderts befasst, eine regelrechte Fundgrube sein. Für das Studium des vielfältigen Beziehungsgeflechts, das die Sulzbacher Hofkultur zur Zeit des Pfalzgrafen Christian August und deren Protagonisten Christian Knorr von Rosenroth und Franciscus Mercurius van Helmont mit den Niederlanden verband, wird hier in recht zuverlässiger und materialreicher Weise der große, übergreifende Rahmen geboten.
Guillaume van Gemert, in: Morgen-Glantz, 18/2008.

Dat met deze studie een uitzonderlijke prestatie geleverd is zal op basis van het bovenstaande dueidelijk geworden zijn.[...] Ik heb mij erover verbaasd hoe deze buitenstaander zich heeft weten in te leven in het door hem beschreven tijdperk. kijk ik dan ook nog naar de ongelofelijk gorte heveelheid literatuur, dan is de onderscheidende uitdrukking "kind aan huis" meer dan op zijn plaats.
Marten Heida in: Zannekin. 250 jg. 3e trimester 2008.

Überhaupt liegt die Stärke dieses Werks darin, Zusammenhänge aufzuzeigen und herzustellen, sowohl in den Bezügen innerhalb des 17. Jhs. als auch hinsichtlich genereller historischer Interdependenzen. Dies macht den grundsätzlichen Wert von Lademachers Darstellung aus, die der Erfoschung der Geschichte der niederländischen Republik wie auch der Vormoderne insgesamt auf absehbare Zeit wichtige Impulse vermitteln wird.
Michael Kaiser in: Rheinische Vierteljahrsblätter. 73. Jg. 2009.

Lademacher hat mit seinem Buch zweifellos ein Standardwerk geschaffen, das für die nächsten Jahre die Vorstellungen der deutschsprachigen Historiographie hinsichtlich der frühneutzeitlichen Niederlande bestimmen wird.
Bettina Noak in: nachbarsprache niederländisch. H. 1, 2010.