Ablehnung – Duldung – Anerkennung

Horst LademacherRenate LoosSimon Groenveld (Hrsg.)

Ablehnung – Duldung – Anerkennung

Toleranz in den Niederlanden und in Deutschland.
Ein historischer und aktueller Vergleich

2004,  Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas,  Band 9,  802  Seiten,  E-Book (PDF),  61,20 €,  ISBN 978-3-8309-6161-1

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Es zählt zu den Gepflogenheiten des Berichts oder Gesprächs über die Eigenarten der Niederlande, eine sorgsam gepflegte, gleichsam immer geübte Toleranz als wesentliches Merkmal des Landes hervorzuheben. Das ist ein flott hingeworfener Topos, der bis hinein in die permissive society und ihre eher extremen Erscheinungsformen reicht, niemals aber wirklich hinterfragt worden ist. Tatsächlich ist der Begriff zugleich wesentlicher Bestandteil des niederländischen Selbstbildes und dient somit als Unterscheidungsmerkmal gegenüber Nachbarländern, in Sonderheit gegenüber Deutschland und den Deutschen in Vergangenheit und Gegenwart. Eben diese Relation von Selbstbild und Fremdbild macht das Thema Toleranz insofern zu einem eminent politischen, als mit der Konstruktion von Selbstbild und eines dadurch konditionierten Fremdbildes häufig genug die Verteilung von Werten und Wertigkeiten verbunden ist.

Zum ersten Mal wird in der Aufsatzsammlung versucht, in einem von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart reichenden Vergleich die Entwicklung der Toleranz in Theorie und Praxis in den Niederlanden und in Deutschland aufzuarbeiten und einen Einblick in die Realstruktur der Toleranz in beiden Ländern zu vermitteln.

Pressestimmen

Auf 800 Seiten wird der monumentale Sammelband mit dem programmatischen Obertitel "Ablehnung - Duldung - Anerkennung" dem methodisch und inhaltlich anspruchsvollen Maßstab des historischen Vergleichs gerecht und liefert ein eindrucksvolles Beispiel für angewandte sozial- und mentalitätsgeschichtliche Kulturforschung zum Leitthema "Toleranz". [...] Tatsächlich liegt mit diesem Sammelband ein Handbuch zur Toleranz sowie der vergleichenden niederländisch-deutschen Geschichte der Neuzeit vor, dessen empirische Dichte und interpretatorisches Niveau nur den Wunsch offen lassen, inspirierend und stilbildend für möglichst viele weitere transantionale Studien dieser Art zu wirken.
Rolf-Ulrich Kunze in: Archiv der Sozialgeschichte. 46. 2006.

Der methodische Ansatz, in historischer Perspektive das Problem der Toleranz zu bedenken und diese Ergebnise in die Analyse gegenwärtiger Debatten einzubinden, führte zu einer überzeugenden Gesamtschau der Entwicklung der Toleranz in Theorie und Praxis in den Niederlanden und Deutschland. Wer zu den unterschiedlichsten geschichtlichen und politischen Facetten dieses Themas fundiert Auskunft sucht, ist mit diesem Sammelband bestens bedient. [...] Dieser inhaltlich fulminante Sammelband hätte das Format, ein Standardwerk zu werden. [...] Der Sammelband zeigt, dass ein "Bündnis der Aufgeklärten" in der jetzigen Debatte um die Grenzen der Toleranz dringend geboten ist. Hierzu könnte dieses Werk einen wichtigen Beitrag leisten.
Andreas Mühling in: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes, 55. Jg., 2006, S. 462f.

Nicht nur in Bezug auf das anfangs konstatierte Desiderat einer ausführlichen Betrachtung des Merkmals Toleranz ist die Publikation durch ihren fächerübergreifenden Ansatz und ihre Vielschichtigkeit ein Gewinn. Insbesondere im Hinblick auf die Europäisierung und eine sich stetig ausdifferenzierende und individualisierende Gesellschaft ist die Trilogie Ablehnung - Duldung - Anerkennung eine aktuelle, die der Analyse bedarf. Die Herausgeber setzen hier mit dem Beispiel Deutschland - Niederlande an. Wie brisant das Thema im Jahr 2005 nach dem Mord an dem kontrovers diskutierten Filmemacher Theo van Gogh für die Niederlande ist, war im Erscheinungsjahr noch nicht abzusehen. Und schließlich ist anhand des Leitfadens Toleranz ein Buch entstanden, das niederländische und deutsche Geistes- und Kulturgeschichte im Vergleich darstellt. Einzelne Beiträge sind dabei durch ihre soziokulturelle Perspektive für die Volkskunde besonders anregend.
Sophie Elpers in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde, 50. Jg., 2005, S. 307ff.

Der ambitionierte Sammelband behandelt anhand von Beispielen aus Deutschland und den Niederlanden die Problematik von Toleranz und Praxis und spannt einen weiten chronologischen und thematischen Bogen vom 16. Jh. bis zur Gegenwart. [...] Angesichts der momentan sehr intensiv geführten Diskussionen um das Konfessionalisierungsparadigma macht der Sammelband deutlich, dass historische Toleranzphänomene verstärkt zum Gegenstand von Forschungen werden sollen.
Matthias Asche in: Theologische Literaturzeitung. 130 (2005) 7/8.

Ein besonderer Vorzug des Bandes ist darin zu sehen, daß er sich nicht in umfangreichen theoretischen Erörterungen verliert, - obwohl ein Einleitungsteil mit allgemeinen Klärungen nicht fehlt - sondern aufzeigt, wo in der Praxis Toleranz gewährt und verweigert wurde. Bei allen Unterschieden in den deutschen und den niederländischen Verhältnissen läßt sich doch erkennen, daß es in den Verhaltensweisen und Entwicklungen durchaus bemerkenswerte Parallelen gibt. Die Fülle der Aspekte ist überwältigend; sie reicht von der Atmospähre des Weberdorfes Hilversum im 18. Jahrhundert [...] bis zum Antikommunismus in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Aus: die Heimat, 75/2004, S. 180.

Der Band ist als vergleichende Kulturforschung angelegt, die über Klischees wie beispielsweise die Betonung der Toleranz in der niederländischen Gesellschaft hinausgeht.
In: ZPol-Bibliographie 4/2004, S. 1362.