Demografischer Wandel und verbandliche Interessenvermittlung

Boris Krause

Demografischer Wandel und verbandliche Interessenvermittlung

„Rente mit 67“ und „Wet VPL“ im Vergleich

2012,  Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart,  Band 8,  396  Seiten,  E-Book (PDF),  34,10 €,  ISBN 978-3-8309-7418-5

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Wie gelingt es Gewerkschaften unter dem exo- und endogenen Druck eines für beide Länder vergleichbaren Problemkontextes, gesellschaftspolitisch relevante Kommunikations- und Entscheidungsprozesse im Politikfeld „Alterssicherung / Demografischer Wandel“ mitzugestalten? Und welche Rolle spielt dabei die Zivilgesellschaft selbst? Diese Fragen beschäftigen Boris Krause in seiner Untersuchung zur Interessenvermittlung von deutschen und niederländischen Gewerkschaftsdachverbänden. Ausgangspunkt der Untersuchung ist hierbei die in der Verbändeforschung problematisierte, intermediäre Stellung von Gewerkschaften zwischen Markt und Staat als Teil eines Vermittlungssystems, das der Austragung von Interessenkonflikten und der Findung von Interessenkompromissen dient. Entlang zweier aktueller Gesetzesbeispiele untersucht Boris Krause, ob und welche unterschiedlichen Reaktionsmuster Gewerkschaften hinsichtlich eines vergleichbaren Problemkontextes ausgebildet haben und welche Erklärungsansätze dafür aufgezeigt und abgeleitet werden können. Hierfür wurde die gewerkschaftliche Interessenvermittlungskapazität in den jeweiligen Reformdiskursen entlang von Kontexten und Ressourcen aber auch anhand ihrer inhaltlich-prozessualen Ausgestaltung empirisch erklärt und bewertet.
In der Arbeit konnte die spezifische Einflusskapazität von DGB und FNV hierbei über unterschiedliche makro-institutionelle und politisch-kulturelle Rahmenbedingungen, organisatorische Ressourcen und Zwänge und der sich daraus ableitenden jeweiligen Ausgestaltung von vertikalen Interessenvermittlungsprozessen (Zivilgesellschaft-Staat) erklärt werden. In der Untersuchung konnte gezeigt werden, dass diese Prozesse mit einer Verlagerung der Aktivitäten hin zu einer horizontalen Interessenvermittlungsdimension (Zivilgesellschaft-Zivilgesellschaft) einhergingen. Hierbei wurden insbesondere mit der zivilgesellschaftlichen Vernetzung von Gewerkschaften alternative Mobilisierungs- und Diskursarenen geschaffen, wodurch es zu einer unterschiedlichen Diskurs-Funktionalisierung von Zivilgesellschaft kam und systembedingte Einflussverluste kompensiert werden konnten. In den Niederlanden konnte hierdurch schließlich eine Abmilderung des Gesetzes forciert werden.