Juliane EngelStefan ApplisRainer Mehren

Zu glokalisierenden Praktiken ethischen Urteilens in Schule und Unterricht

Kurzlink: https://www.waxmann.com/artikelART104328
.doi: https://doi.org/10.31244/zep.2020.04.03

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Abstract

In den Bildungsstandards Geographie wird Beurteilung/Bewertung als einer von sechs Kompetenzbereichen ausgewiesen (DGfG, 2017). In der Praxis reagieren Lehrkräfte auf diese bildungspolitische Setzung vielfach mit normativ stark aufgeladenen Unterrichtskonzepten, die diskursethische Aushandlungsprozesse oder die bewusste Reflexion eigener Werte nicht vorsehen. Das Ziel des DFG-Projekts „Glokalisierte Lebenswelten: Rekonstruktion von Modi ethischen Urteilens im Geographieunterricht“ (ReMU) bestand darin, empirische Erkenntnisse zu der Ausgangsfrage zu generieren, wie komplexe Modi des ethischen Urteilens von Schüler/-innen im Kontext heterogener Deutungsangebote angebahnt werden können. Dazu wurde angelehnt an den Phasenverlauf der ethischen Urteilsfindung (Tödt, 1976) unter Berücksichtigung der empirischen Erkenntnisse zur Förderung ethischer Urteilskompetenz (u. a. diskursives Verhandeln und Reflektieren der eigenen Urteilsbildung im Prozess) eine mehrstündige Unterrichtseinheit konzipiert und an vier strukturverschiedenen Schulen untersucht (musisch-ästhetisch, naturwissenschaftlich-technologisch, international, sozialwissenschaftlich/konfessionell). Die Datengrundlage bildeten 54 Prä-und Post-Gruppendiskussionen, eine Videografie des Unterrichts (= performative Ebene; Engel, 2015) sowie responsive Gespräche. Als methodischer Zugang wurde die dokumentarische Methode gewählt, um auf die Ebene impliziter Werthaltungen vordringen zu können. Dabei konnten drei Typen rekonstruiert werden, die zeigen, wie die impliziten Werthaltungen mit entsprechenden Erfahrungsräumen der Schüler/-innen zusammenhängen: a) der kontextsensibel-relationierende Typ, b) der essenzialisierend-generalisierende Typ sowie c) der situativ-changierend Typ. Auf der Basis dieser Erkenntnisse werden didaktische Ansatzpunkte diskutiert, um differenzierend-relationierende Modi des ethischen Urteilens weitergehend zu fördern und der Gefahr einer Ab-und Ausgrenzung einzelner Schüler/-innen im Unterricht vorzubeugen (Applis, 2020/i. E.).

Schlagworte
Globales Lernen, ethisches Urteilen, Komplexität, Typenbildung, Reflexion

APA-Zitation
Engel, J., Applis, S. & Mehren R. (2020). Zu glokalisierenden Praktiken ethischen Urteilens in Schule und Unterricht. ZEP – Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 43(4), 13-24. https://doi.org/10.31244/zep.2020.04.03