Nils Grosch,
Wolfgang Jansen
(Hrsg.)
Zwischen den Stühlen
Remigration und unterhaltendes Musiktheater in den 1950er Jahren
2012, Populäre Kultur und Musik, Band 5, 1. Auflage, 192 Seiten, E-Book (PDF), 26,99 €, ISBN 978-3-8309-7726-1
„Oft fragt man sich, ob es nicht eine Dummheit gewesen ist zu remigrieren.“ (Max Colpet, 1966)
Nach 1945 kehrten zahlreiche Komponisten, Autoren, Darsteller, Verleger, Produzenten, Regisseure und Sänger, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder oppositioneller Haltungen nach 1933 ins Ausland geflohen waren, in den deutschen Sprachraum zurück. Sie suchten nach den Entbehrungen des Exils an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen, ihre Karrieren fortzusetzen und das Publikum erneut für sich einzunehmen, fanden jedoch eine grundlegend veränderte Situation vor: Sie gerieten, bildlich gesprochen, zwischen die Stühle.
Die Erinnerungen an sie und ihre Bühnenwerke waren teilweise abgerissen, das frühere Aufführungsmaterial hatte die NS-Zeit nur verstümmelt oder gar nicht überstanden, und in den Spielstätten dominierten jene Darsteller, Musiker und Intendanten, die aus Opportunismus oder Überzeugung im Lande geblieben waren und weitaus besser beruflich vernetzt waren als die Remigranten. Sie trafen zudem auf einen weiterhin bestehenden Antisemitismus, der nicht mehr so grell war wie vor 1945, doch ausreichend, um Abwehrhaltungen zu erzeugen.
Dabei waren es gerade die aus den USA zurückkehrenden Emigranten, die am Broadway die Geburt der neuen, zukunftsträchtigen Form des populären Musiktheaters, des Musicals, miterlebt hatten. Während somit an vielen Bühnen die alten, in der NS-Zeit verbotenen Werke jüdischer Autoren und Komponisten wieder zur Aufführung kamen, und die jüngere NS-Operette nach wie vor auf den Spielplänen stand, setzten insbesondere die Remigranten wichtige Impulse für die Erneuerung der Gattung. Konservativer Vergangenheitsbezug und ästhetische Innovation bilden insofern eine kaum zu trennende, zeittypische Einheit.
Auf der Basis eines Symposiums an der Universität der Künste Berlin 2010 versammelt der vorliegende Band musik- und theaterwissenschaftliche Aufsätze zu den drei Schwerpunkten kulturgeschichtliche Rahmenbedingungen, Remigranten, Gebliebene.
Nach 1945 kehrten zahlreiche Komponisten, Autoren, Darsteller, Verleger, Produzenten, Regisseure und Sänger, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder oppositioneller Haltungen nach 1933 ins Ausland geflohen waren, in den deutschen Sprachraum zurück. Sie suchten nach den Entbehrungen des Exils an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen, ihre Karrieren fortzusetzen und das Publikum erneut für sich einzunehmen, fanden jedoch eine grundlegend veränderte Situation vor: Sie gerieten, bildlich gesprochen, zwischen die Stühle.
Die Erinnerungen an sie und ihre Bühnenwerke waren teilweise abgerissen, das frühere Aufführungsmaterial hatte die NS-Zeit nur verstümmelt oder gar nicht überstanden, und in den Spielstätten dominierten jene Darsteller, Musiker und Intendanten, die aus Opportunismus oder Überzeugung im Lande geblieben waren und weitaus besser beruflich vernetzt waren als die Remigranten. Sie trafen zudem auf einen weiterhin bestehenden Antisemitismus, der nicht mehr so grell war wie vor 1945, doch ausreichend, um Abwehrhaltungen zu erzeugen.
Dabei waren es gerade die aus den USA zurückkehrenden Emigranten, die am Broadway die Geburt der neuen, zukunftsträchtigen Form des populären Musiktheaters, des Musicals, miterlebt hatten. Während somit an vielen Bühnen die alten, in der NS-Zeit verbotenen Werke jüdischer Autoren und Komponisten wieder zur Aufführung kamen, und die jüngere NS-Operette nach wie vor auf den Spielplänen stand, setzten insbesondere die Remigranten wichtige Impulse für die Erneuerung der Gattung. Konservativer Vergangenheitsbezug und ästhetische Innovation bilden insofern eine kaum zu trennende, zeittypische Einheit.
Auf der Basis eines Symposiums an der Universität der Künste Berlin 2010 versammelt der vorliegende Band musik- und theaterwissenschaftliche Aufsätze zu den drei Schwerpunkten kulturgeschichtliche Rahmenbedingungen, Remigranten, Gebliebene.