Gefangenschaft im Kaukasus 1946-1950

Ernst Helmut Segschneider (Hrsg.)
Bogislav von HeydenUlrich WaterstraatKlaus Wendel

Gefangenschaft im Kaukasus 1946-1950

Drei Zeitzeugen erinnern sich

2002,  Erinnerungen,  Band 5,  198  Seiten,  E-Book (PDF),  9 Abb.,  19,80 €,  ISBN 978-3-8309-6170-3

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"Hermann schreibt seine Geschichte, die sich vor fünfzig Jahren zugetragen hat, jetzt doch auf, obwohl er das nie tun wollte. Er war bisher der Meinung, daß schließlich jeder Mensch damals sein Päckchen zu tragen gehabt hätte und daß das seine nur ein ganz kleines gewesen wär', im Vergleich zu den großen Paketen, unter deren Last so viele Menschen zusammengebrochen sind."

Im Frühjahr 1946 ereilt tausende ehemaliger deutscher Wehrmachtsoffiziere dasselbe Schicksal: Aus westalliierter Kriegsgefangenschaft regulär entlassen, werden sie auf ihrer Heimreise in die Sowjetisch Besetzte Zone Deutschlands von den sowjetischen Truppen abgefangen und verschleppt. In verschiedenen Kriegsgefangenenlagern verbringen sie – offiziell als politische Häftlinge geführt – die folgenden Jahre als Zwangsarbeiter in der Sowjetunion.

In dem Bewusstsein, die letzten Zeitzeugen zu sein, schreiben einige Betroffene ihre Erlebnisse ein halbes Jahrhundert später auf. Die drei Verfasser dieses Bandes legen unterschiedliche Berichte ähnlicher Erfahrungen im Kaukasus vor: Allesamt Dokumente von großer Eindringlichkeit, illustrieren ihre Erinnerungen die alltägliche Erfahrung des Lagerlebens und veranschaulichen die Zufälligkeit des Überlebens. Die rückblickende Sicht macht in allen Fällen deutlich: Ob als nüchterne Berichterstatter oder humoristische Erzähler, die Verfasser haben ihren Frieden mit den Erlebnissen gefunden.

Erst seit dem Zusammenbruch des Ostblocks ist zur Gefangenschaft in der Sowjetunion hinreichend geforscht worden. Im Kontext dieser Forschung werden die vorliegenden Berichte als Quellen einer "erinnerten Geschichte" relevant.

Pressestimmen

In einer Zeit, in der die deutsche Nachkriegszeit entweder aus dem gesamtgesellschaftlichen Bewusstsein verdrängt oder aber auf viele Wundergeschichten und tausendmal wiederholte Stereotypen reduziert wird, ist es schon wichtig, dass durch solche Veröffentlichungen wenigstens in der Wissenschaft auf diesen Tatbestand hingewiesen wird. Nach wie vor bestehen erhebliche Defizite in der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit, und es ist notwendig, das Geschichtsbild, durch das sich die "Spaßgesellschaft" vor einer schmerzlichen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit schützt, zu durchstoßen, um bislang verdrängte und übersehene Abhängigkeiten und Verknüpfungen zu entdecken.
Dietmar Sauermann in. Bayerisches Jahrbuch für Volksunde 2004, S. 319.