Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit

Cornelia EislerSilke Göttsch-Elten (Hrsg.)

Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit

Wissenschaftliche Konzeptionen, mediale Vermittlung, politische Funktion

2017,  Kieler Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte,  Band 12,  236  Seiten,  broschiert,  34,90 €,  ISBN 978-3-8309-3614-5

Mit Beiträgen von
Sabine Bamberger-StemmannJenni BoieCornelia EislerSilke Göttsch-EltenRudolf JaworskiKonrad KöstlinChristian MarchettiJana NoskováHans-Christian PetersenSarah Scholl-SchneiderMatthias WeberTobias Weger

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Minderheiten sind nicht nur heute, sondern bereits seit dem Beitritt des Deutschen Reiches zum Völkerbund (1926) ein zentraler Bestandteil der deutschen Außenpolitik. Ihnen kommt im Prozess der Europäisierung und der Auflösung nationaler Grenzen eine wichtige Rolle zu. Was Minderheiten ausmacht, beziehungsweise ob und wie sie sich in Europa Gehör verschaffen können, ist in hohem Maße durch die Kulturpolitik der Nationalstaaten und der EU bestimmt.

Die Autoren und Autorinnen des Bandes richten ihren Blick auf die Anfänge einer modernen Minderheitenpolitik seit der Weimarer Republik, denn der Begriff der nationalen Minderheiten wurde nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Gegenstand rechtlicher wie politischer Debatten und zu einer gesellschaftlichen „Kategorie der Moderne“. Die Gründung des Völkerbundes, die Legitimierung des Selbstbestimmungsrechts der Völker und die Etablierung des Minderheitenschutzes auf internationaler Ebene bildeten den Ausgangspunkt für diese Entwicklungen. Zeitgenössische volkskundliche Untersuchungen trugen neben vielen anderen Wissenschaften maßgeblich zur Kodifizierung des Konzeptes Minderheiten sowie zur Fremd- und Selbstethnisierung bei.

Pressestimmen

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Band durch seine interdisziplinäre Perspektivierung und seinen begrenzten historischen Rahmen einen unheimlich dichten Blick auf Genese, Wahrnehmung und Funktion des Minderheiten-Begriffs zu werfen vermag. Die Autoren schaffen es durch die Bank, vielschichtige Zusammenhänge zu kennzeichnen und zu dechiffrieren, sie aber auch neu zu verorten und zu kontextualisieren. Der für viele so überaus schwammige Minderheiten-Begriff wird damit zum ersten Mal richtig greifbar und gewinnt an Kontur. Man kann den Herausgeberinnen zum Erreichen ihres Zieles nur gratulieren und dem Buch eine große Leserschaft wünschen.
Sebastian Gietl, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (2018), S. 270.