Die archäologische Entdeckung als Medienereignis

Stefanie Samida

Die archäologische Entdeckung als Medienereignis

Heinrich Schliemann und seine Ausgrabungen im öffentlichen Diskurs, 1870–1890

2018,  Edition Historische Kulturwissenschaften,  Band 3,  336  Seiten,  broschiert,  29,90 €,  ISBN 978-3-8309-3789-0

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Als Heinrich Schliemann im Jahr 1873 den von ihm als „Schatz des Priamos“ titulierten Hortfund entdeckte, erlangte er – quasi aus dem Nichts heraus – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit große Berühmtheit. Einem archäologischen Laien, so schien es, war geglückt, was bis dahin keinem Gelehrten gelungen war: Schliemann hatte das mythische Troia Homers lokalisiert.

Dieser Band untersucht anhand der wirkungsmächtigen Entdeckungen Schliemanns die Art und Weise sowie die Funktion der zeitspezifischen medialen Präsentation. Die Analyse stützt sich dabei vor allem auf die deutschsprachige zeitgenössische Presse sowie auf bislang unpublizierte Briefe. Die Studie legt zum einen neue Erkenntnisse zur Medialisierung, Popularisierung und Inszenierung archäologischer Entdeckungen im 19. Jahrhundert vor. Zum anderen verdeutlicht sie den stetigen und öffentlich ausgetragenen Kampf Schliemanns mit seinen mehrheitlich aus wissenschaftlichen Kreisen kommenden Kritikern. Die rhetorischen Strategien dieser Grenzziehung zwischen professionellen/akademischen und dilettantischen/populären Zugängen werden dabei klar herausgearbeitet. Das zugrunde liegende Phänomen lässt sich mit den Oppositionspaaren ‚Wissenschaftler gegen Entdecker‘ und ‚Stubengelehrter gegen Praktiker‘ beschreiben.

Pressestimmen

Insgesamt ist die Publikation von S. Samida sehr gelungen. Ihre interdisziplinäre Herangehensweise erweitert nicht nur die Forschung zu Schliemann, sondern eröffnet einen neuen Blickwinkel auf die Wissenschaftsgeschichte der archäologischen Disziplinen im Deutschland des späten 19. Jahrhunderts. [...] In Anbetracht der aktuellen Debatten zur gesellschaftlichen Rolle der Archäologie sind Beiträge zur Geschichte der Wissenschaftskommunikation und ihrer Wirkung, wie die Arbeit von S. Samida, in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen.
Kristin Oswald, in: Archäologische Informationen 41 (2018), S. 428.

Am Beispiel Heinrich Schliemanns ist Stefanie Samida eine schlüssig strukturierte, quellen- und literaturnah geschriebene Detailstudie zur Medialisierung und Popularisierung archäologischer Entdeckungen im 19. Jahrhundert gelungen. [...] Mit [neuem] Blick auf die Rolle der Medien bei der Legitimierung von archäologischer Wissenschaft eröffnet Stefanie Samida ein vielversprechendes Forschungsfeld, das zu weiteren Untersuchungen anregt.
Susanne Voss, in: Historische Zeitschrift 308, SS: 230–231.

Stefanie Samida ist eine lesenswerte und anregende Publikation gelungen. Dabei liefert sie keine weitere Schliemann-Biographie, sondern widmet sich stattdessen einem Forschungsdesiderat – der Wissenschaftspopularisierung in der Archäologie. Mittels wissenschafts- und zugleich medienhistorischer Zugänge erhellt sie schon bekannte Aspekte des „Mythos Schliemann“ aus einer völlig neuen Perspektive.
Tobias Schade, auf: H-Soz-Kult.

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