Beat Schweizer

Theoretische Archäologie und Historische Erzählung
Zu ›Hochkultur‹ und ›Barbaricum‹ am Beispiel der ›Fürstensitze‹ der Späten Hallstattzeit

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Abstract

Bestimmend für sozialarchäologische Diskurse zur Späten Hallstattzeit im ›Raum nordwestlich der Alpen‹ sind nach wie vor Varianten einer Meistererzählung über eine ›Welt der Keltenfürsten‹, in der Kontakte zur mediterranen Welt als grundlegendes Element eng verknüpfter Prozesse der Ethno-, Sozio- und Poleogenese gelten. Deshalb ist im Rahmen der explizit theoretisch und kulturanthropologisch argumentierenden Kritik an dem dabei vertretenen Geschichtsbild der Aspekt kultureller Interaktion mit mediterranen Gesellschaften mehr oder weniger ausgeblendet worden. Eine knappe Einleitung zu Theorie und Theorien in Hinblick auf Archäologie sowie zu Differenzierungen von Kulturbegriffen soll hier eine Außenperspektive auf die vehement geführte Diskussion um historische Erzählung und theoretische Archäologie ermöglichen. Die in der vertretenen Konzeption zu Recht kritisierte Engführung der Bildung sozialer und ethnischer Einheiten mit einem bestimmten archäologischen Befundbild wird in diesem Beitrag am Beispiel von vier ›grundlegenden‹ Texten der 1980er Jahre aufgezeigt. Denn darauf beruhen Interpretationen, die hier unter dem Schlagwort ›der konstruierte Süden‹ diskutiert werden und die einer sozialarchäologischen Analyse von Kulturkontakten im Weg stehen.
Schlüsselwörter: Theorie der Archäologie, Theorien in der Archäologie, Kulturbegriffe, Historische Erzählung, Späthallstattzeit, ›Südimporte‹, ›Fürstensitze‹

Discourses in the social archaeology of the Late Hallstatt Period in the area ›northwest of the Alps‹ are still determined by variations of a master narrative of a ›World of Celtic Princes‹. In this view of history, contacts with the Mediterranean are considered a fundamental element within closely linked processes of ethno-, socio- and poleogenesis. Therefore, in theory-based anthropological criticisms of this view the aspect of cultural interaction with Mediterranean societies is more or less neglected. A brief introduction on theory and theories concerning archaeology and on differentiations of cultural concepts will be given to provide an alternative point of view on the sharp debate about historical narrative and theoretical archaeology. The way in which the formation of social and ethnic units is linked to a specific archaeological record, has been rightly criticized. In this paper, this is demonstrated using four ›basic‹ texts of the 1980s as examples. They promote interpretations of Late Hallstatt princely seats that are discussed under the heading ›the constructed south‹. It is argued that they are not compatible with a social archaeology of cultural contacts.
Keywords: Archaeological Theory, Theories in Archaeology, Culture Concepts, Historical Narrative, Late Hallstatt Period, ›Southern Imports‹, ›Princely Seats‹

APA citation
Schweizer B. (2012). Theoretische Archäologie und Historische Erzählung Zu ›Hochkultur‹ und ›Barbaricum‹ am Beispiel der ›Fürstensitze‹ der Späten Hallstattzeit. EAZ – Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift, 53(1/2), . https://www.waxmann.com/artikelART101485