Matthias Blessing

Risiko – Eine mögliche Ursache für Veränderungen innerhalb frühmesolithischer Mikrolithinventare

Shortlink: https://www.waxmann.com/artikelART101821

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Abstract

Unter »Mikrolithisierung« wird gemeinhin die fortschreitende Verkleinerung der Silexartefakte im frühen Holozän verstanden. Dieser Prozess wird in der deutschsprachigen Forschung zwar regelmäßig konstatiert, jedoch meist ohne etwaige Ursachen zu erwägen oder zu diskutieren. Im diesem Beitrag werden vier verschiedene Hypothesen vorgestellt, die sich mit Inventarveränderungen unter rezenten Jäger-/Sammlergruppen auseinandersetzen. Ein Vergleich dieser Hypothesen ergab, dass der Faktor ›Risiko‹ wohl den größten Einfluss auf Veränderungen in den untersuchten Inventaren hat. Um die Hypothese auf archäologisches Material anwenden zu können, wurden die Maßeinheiten für Inventardiversität und -komplexität im Sinne der Middle Range Th eory angepasst. Getestet wurde die Risikohypothese an ausgewählten mesolithischen Inventaren aus Nord- und Süddeutschland. Die Analysen des archäologischen Materials stimmten mit den Vorhersagen der Risikohypothese überein, weshalb die Mikrolithisierung als Reaktion auf ein gestiegenes Risiko, im Sinne des Auft retens von Versorgungsengpässen insbesondere während des Frühmesolithikums, interpretiert werden kann.
Schlüsselwörter: Inventarveränderung, Mesolithikum, Mikrolithisierung, Risiko, Subsistenzsystem

»Microlithisation« is generally understood as the proceeding reduction of size of flint artefacts in the early Holocene. This process has been stated continuously in German research, but without considering or discussing possible causes. Four competing hypotheses that have been employed to changes among ethnographically described hunter-gatherer assemblages will be presented in this article. A comparative analysis of these hypotheses yielded that risk is the most important factor for changes in the analyzed hunter-gatherer assemblages. In order to make the hypothesis applicable to archaeological assemblages, the measures for complexity and diversity of toolkits have been adjusted in terms of the Middle Range Th eory. Some Mesolithic assemblages of Northern and Southern Germany have been analyzed against the background of the risk hypothesis. The analyses of the archaeological material matched with the predictions of the risk hypothesis – this is why »microlithisation« can be seen as reaction to an increasing risk in terms of resource failure, especially during the Early Mesolithic.
Keywords: Toolkit variation, microlithisation, Mesolithic, risk, subsistence

APA citation
Blessing M. (2013). Risiko – Eine mögliche Ursache für Veränderungen innerhalb frühmesolithischer Mikrolithinventare. EAZ – Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift, 54(1/2), . https://www.waxmann.com/artikelART101821