Wandel des Hochzeitsbrauchtums im 20. Jahrhundert dargestellt am Beispiel einer Mittelstadt

Annette Remberg

Wandel des Hochzeitsbrauchtums im 20. Jahrhundert dargestellt am Beispiel einer Mittelstadt

Eine volkskundlich-soziologische Untersuchung

1995,  Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland,  Band 90,  264  pages,  E-Book (PDF),  19,50 €,  ISBN 978-3-8309-5361-6

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Das Heiratsverhalten und das Hochzeitsbrauchtum unterlagen in unserem Jahrhundert einem tiefgreifenden Wandel. Obwohl aus historischer Sicht ein Bedeutungsverlust der Eheschließung als Abschluß einer eindeutig eingrenzbaren Lebensphase stattgefunden hat, stellt die Heirat für den einzelnen Menschen noch immer einen wichtigen Übergang in einen neuen Lebensabschnitt dar. Der Stellenwert der Trauung wird besonders deutlich in dem Wunsch der Brautpaare nach Symbolen und Ritualen und in den vielfältigen Aktivitäten und Bräuchen der Hochzeitsgesellschaft.

Auf der Grundlage von qualitativen Interviews mit Hochzeits- und Jubiläumspaaren sowie mit Geistlichen, Standesbeamten und anderen im Hochzeitsgeschehen involvierten Personenkreisen untersucht die Autorin die Veränderungen, die sowohl in der gemeinsam verbrachten vorehelichen Zeit der Paare wie auch im gesamten Hochzeitsablauf zu verzeichnen sind. Dabei stellt sich eine verblüffende Vielfalt bei der Gestaltung von Verlobung und Hochzeit heraus - angefangen beim ganz traditionellen Ablauf bis hin zu sehr individuellen Formen von Feiern. Zwei scheinbar gegenläufige Tendenzen spiegeln sich wider: das Streben nach Individualität und der Wunsch nach Tradition.

Am Beispiel des Hochzeitsbrauchtums stellt die Autorin den Normen- und Wertewandel heraus, wie z. B. die veränderte Wertschätzung, die der kirchlichen und der standesamtlichen Trauung zukommt. Darüber hinaus wird die Frage behandelt, welche Bedeutung das Hochzeitsbrauchtum heute noch für die Gesellschaft hat, welche Funktionen Bräuche für den einzelnen Menschen wie für die Gemeinschaft erfüllen.

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Insgesamt handelt es sich um eine gründlich recherchierte und ausgewogen argumentierende Arbeit, die aufgrund ihrer Thematik unmittelbares persönliches Interesse zu erwecken vermag und wegen der vielen anschaulichen Zitate aus den Interviews spannend zu lesen ist.
(Aus: Ravensberger Blätter, H.2, 1999.)