Uta Karrer
Ambigues Polen
Diskurse zu sztuka ludowa und polnischer naiver Kunst in der Volksrepublik Polen und der Bundesrepublik Deutschland
2020, Münchner Beiträge zur Volkskunde, Band 47, 416 pages, paperback, 39,90 €, ISBN 978-3-8309-4136-1
Diese Arbeit vergleicht diskursanalytisch die Rezeption und Funktionalisierung der Kunstwerke in den konkurrierenden politischen Systemen Polens und der BRD. Staatlich-institutionellen Lenkungen stellt sie die Polysemie und Widerständigkeit der Kunstobjekte gegenüber. Anhand von Rezeptions- und Ausstellungsanalysen verfolgt sie sich wandelnde Eigen- und Fremdbilder und sich wandelnde Verhältnisse zum Judentum. Sie zeigt die zentrale Rolle der Kunstwerke für die polnische Identität in den Nachkriegsgrenzen und für die deutsch-polnischen Beziehungen nach den tiefgreifenden Erschütterungen durch den Nationalsozialismus.
press
Insgesamt jedoch ist Uta Karrers auf breiter Basis recherchierte Studie positiv zu bewerten, denn sie schließt plausibel und anschaulich ein lange vernachlässigtes Forschungsdesiderat zur Kulturpolitik im Sozialismus und liefert Impulse für weitere Forschungen, wie etwa zur Funktion anderer Kunstarten oder populärer Medien wie Film oder Musik auf dem Gebiet deutsch-polnischer Beziehungen und darüber hinaus.
Agnieszka Balcerzak, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 19.08.2021.
Mit diesem Werk hat die Vf. deutschen Sammler:innen und Kurator:innen die Augen für den historischen Hintergrund dieser Kunstwerke und für die Perspektiven des Herkunftslands geöffnet. Ihre Untersuchung belegt, wie stark Werkinterpretationen vom Wis-sen der Rezipient:innen abhängen und wie notwendig eine reflektierte Auseinandersetzung ist. Daher fordert sie einen multiperspektivischen Blick auf Sammlungen und Objekte, neue Deutungen sowie eine Einordnung der sztuka ludowa in größere gesellschaftspoliti-sche Zusammenhänge. Bei zukünftigen Ausstellungen wird man dankbar auf ihre Analyse zurückgreifen.
Tina Peschel in: ZfO, Ausgabe 1/2022: https://www.zfo-online.de/portal/index.php/zfo/issue/view/287
[...] erstmals eine Studie [...], die sich in mehrjährigen, detaillierten Untersuchungen dieses Komplexes angenommen hat, um in Hintergrundstudien nicht nur dem Werden der Objekte der Volkskunst inPolen nachzugehen, sondern darüber hinaus deren staatlicher Verwertung in Polen und der Empfänglichkeit ihrer Käufer und Sammler, insbesondere in beiden Teilen Deutschlands, nachzugehen. [...]Die künftigen Betrachtungen zur sog. Volkskunst im Allgemeinen wie zur polnischen Volkskunst im Besonderen dürften an einer solchen Studie nicht mehr vorbeikommen. Uta Karrer öffnet dieser Thematik neue Wege ihrer Erschließung.
Konrad Vanja, in: Anthropos 117, 1/2022