Arbeit. Anerkennung? Geschlecht!

Christine Scharf-Haggenmiller

Arbeit. Anerkennung? Geschlecht!

Strategische Identitäten türkischer Migranten der zweiten Generation im Vergleich

2017,  Regensburger Schriften zur Volkskunde/Vergleichenden Kulturwissenschaft,  Band 31,  440  pages,  paperback,  44,90 €,  ISBN 978-3-8309-3232-1

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„Und, was machen Sie beruflich?“ Mithilfe der Antwort auf diese Frage ordnen wir unser Gegenüber nicht selten binnen Sekunden in unser lebensweltliches Raster ein. Arbeit – in erster Linie Erwerbsarbeit – determiniert gesellschaftliche Positionierungsmuster. In einer Einwanderungsgesellschaft ist sie insbesondere für Migranten eine Frage der gesellschaftlichen Teilhabe. Türkische Einwanderer erleben dabei noch in der zweiten Generation im Alltag kulturspezifische Fremdzuschreibungen in Bezug auf Arbeit entlang der Differenzkategorien Geschlecht und Ethnizität.

Dieser Band lenkt den Blick auf die Perspektive der Migranten, die keine mehr sind: Welche Bedeutung hat Arbeit für sie und ihre Wahrnehmung von sich selbst, für ihre Identität? Welche Form von Arbeit betrachten sie als Grundlage gelungener Identität und welche Rolle spielen dabei kulturelle Wertigkeiten und soziale Anerkennung?

Die Studie untersucht aus kulturwissenschaftlicher Perspektive, wie türkische Einwanderer der zweiten Generation in der sogenannten ‚globalisierten Arbeitswelt‘ ihre Identitäten strategisch konstruieren und welche geschlechtsspezifischen Rollenbilder hierbei aus den Wechselwirkungen zwischen Arbeit, Familie und Ethnizität entstehen. Aus teilnehmender Beobachtung und biographischen Tiefeninterviews ist so ein Zeugnis der transkulturellen Arbeitswelt der Gegenwart entstanden, welches anregt, die Annahmen zu hinterfragen, von denen wir nicht immer wissen, dass wir sie machen, wenn wir von ‚Migranten‘ und ‚Arbeit‘ sprechen.

press

Christine Scharf-Haggenmiller hat eine aufschlussreiche kulturwissenschaftliche Studie vorgelegt, die nicht nur aufgrund der sehr anschaulichen Fallbeispiele, in denen es um die Relevanz von Anerkennungsprozessen und die Spannungsverhältnisse zwischen Erwerbsarbeit, Familie und Ethnizität geht, lesenswert ist. Vielmehr kann sie auch Impulse zur aktuellen Diskussion über Migration und Integration liefern. So wird z.B. sehr deutlich, wie ausgrenzend Begriffe wie „Migrant/Migrantin“ wahrgenommen werden und welch große Relevanz der Arbeitswelt sowie auch – mit Blick auf einen erweiterten Arbeitsbegriff – den vielfältigen außerbetrieblichen Lebenszusammenhängen zukommt.
Maria Funder, in: Zeitschrift für Volkskunde 1/2019, S. 155.

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