„Nordsee ist Mordsee“
Printing on demand, production and shipping can take up to 2 weeks.

Bernd Rieken

„Nordsee ist Mordsee“

Sturmfluten und ihre Bedeutung für die Mentalitätsgeschichte der Friesen

2005,  456  pages,  paperback,  39,90 €,  ISBN 978-3-8309-1499-0

back to overview

An den Flachküsten der südlichen Nordsee zu siedeln, war schon immer ein gefährliches Unterfangen. Seit der letzten Eiszeit steigt der Meeresspiegel unaufhörlich, und die vorherrschenden Winde aus Nordwest treiben bei schweren Stürmen die "Mordsee" in die Höhe. Die Angst vor verheerenden Sturmfluten ist daher ein bestimmendes Merkmal der friesischen Mentalitätsgeschichte und als Struktur von langer Dauer in der populären Überlieferung nachweisbar. Die Arbeit ist historisch angelegt, doch geht es nicht in erster Linie um eine präzise Darlegung dessen, was geschehen ist, sondern darum, anschaulich zu machen, wie die Friesen Sturmfluten bewältigt und erklärt haben. Dazu wird auf mentalitätsgeschichtliche und psychologische Ansätze Bezug genommen.

Nach einem Abriss der naturgeschichtlichen Entwicklung und Besiedlungsgeschichte der südlichen Nordseeküste werden Geschichten über die Herkunft der Friesen und über die Entstehung der legendären Friesischen Freiheit des Mittelalters behandelt, welche im kollektiven Gedächtnis bewahrt worden sind. Den Schwerpunkt des Buches bilden Erzählungen und Berichte über Sturmflutkatastrophen: Der Bogen reicht von sagenhaften Mutmaßungen zum einstigen Durchbruch des Ärmelkanals über die großen "Manndränken" des Mittelalters und der Neuzeit bis zu den Sturmfluten von 1962 und 1976. Das Buch schließt mit einem Kapitel zum globalen Klimawandel, der die Gemüter in der Gegenwart erregt. Ergänzend werden die öffentlichen Reaktionen auf die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean vom 26.12.2004 mit den Bewältigungsmustern der Sturmfluten verglichen.

press

Das Werk bietet anregende, streckenweise spannende Lektüre.
Aus: Nordfriesland, 123. 2005.

Das Buch ist wichtig und empfehlenswert.
Heiner Schröder in: Ostfriesenzeitung vom 25. August 2006.

Man [darf] sich freuen, dass mit dieser Wiener Habilitationsschrift die Forschung innerhalb unserer Disziplin um eine wichtige Facette bereichert wurde.
Michael Simon in: Zeitschrift für Volkskunde, II. 2006.

Bernd Rieken liefert mit den zahlreichen, sensibel ausgewerteten Quellen ein scharfes Bild der Zerstörungen an der Nordseeküste und einen sehr guten Einblick in die in Anwendung gebrachten Interpretationsversuche. Damit hat er einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der friesischen Mentalität geliefert.
Andreas Schmidt in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde, 52. 2007.

Die Arbeit Riekens ist ein wichtiger Beitrag zur sozialhistorischen und sozialpsychologischen Diskussion der Geschichte der friesischen Marschlanden. Sie erlaubt die Einordnung von Befunden aus dem überlieferten dokumentarischen Material, z.B. zur Weihnachtsflut von 1717. [...] Rieken weist eine massenhafte Traumatisierung nach, und sie trat [...] im November 2006 wieder zum Vorschein kamen. Bernd Rieken ist es gelungen, seine Thesen so zu formulieren, dass sie auch einem breiten Publikum zugänglich sind. Gerade die Bezüge zur Gegenwart machen sie aktuell.
Rolf Uphoff in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, 79. 2007.

So reiht sich die vorliegende Habilitationsschrift des Wiener Volkskundlers und Psychoanalytikers Bernd Rieken einerseits in einen seit den 1980er Jahren währenden Forschungskontext ein. Andererseits bringt sie auf Grund ihrer volkskundlich, historisch und nicht zuletzt tiefenpsychologisch fundierten Ansätze neue Perspektiven auf das Thema hervor. [...] Heuristisch schafft der hier verfolgte multiperspektivistische Ansatz neue Interpretationsmöglichkeiten, indem er versucht, den Spannungsbogen zwischen Rationalität und Irrationalität auszuloten. Jenseits des Heuristischen ist es auch Bernd Riekens Verdienst, eine breite Materialbasis teils bisher nur wenig zugänglicher Schriftstücke zusammengetragen zu haben. [...] bleibt eine facettenreiche, überaus gut informierte Studie, die zum Nachdenken anregt und eigene Ansätze kritisch hinterfragen hilft.
Norbert Fischer in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, 111. 2008.

In jedem Fall stellt Riekens Buch einen wichtigen Diskussionsbeitrag dar, der besonders für die Erörterung interdisziplinär-methodischer Fragen wichtig sein wird.
Christian Rohr in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde. 2008.