Vom Wandergesellen zum „Green Card“-Spezialisten

Klaus Roth (Editor)

Vom Wandergesellen zum „Green Card“-Spezialisten

Interkulturelle Aspekte der Arbeitsmigration im östlichen Mitteleuropa

2003,  Münchener Beiträge zur Interkulturellen Kommunikation,  Band 14,  358  pages,  E-Book (PDF),  19,90 €,  ISBN 978-3-8309-6232-8

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Arbeitsmigration hat seit Jahrhunderten für das östliche Mitteleuropa und Südosteuropa sehr große Bedeutung. Deutsche Handwerksgesellen und Kaufleute reisten schon früh ins östliche Europa, und im 19. und 20. Jahrhundert zogen von dort unzählige Erwerbsmigranten nach Westen. Durch den Eisernen Vorhang schien dieser Migrantenstrom ein für alle Mal abgebrochen zu sein, doch nach Jahrzehnten erzwungener Trennung setzte er 1990 sofort wieder ein. Bei aller Anpassung an die Bedingungen der globalen Wirtschaft und der EU knüpft die neue Migration in ihren Wegen und Formen oft an ihre historischen Vorläufer an.

Die 17 Beiträge des Bandes gehen den verschiedenen Formen und Ursachen dieser Migrationen nach und haben dabei vor allem die sozialen und interkulturellen Aspekte, den Kulturkontakt, die gegenseitigen Wahrnehmungen und das individuelle Erleben der Betroffenen im Auge.

press

Dankbar nimmt der Leser die Bereicherung entgegen, die sich durch die Blicke auf lange vernachlässigte historische Beziehungen zu Ostmitteleuropa ergeben.
Dieter Kramer in: Zeitschrift für Volkskunde. 100. Jg. Bd. I/2004. S. 302ff.

Mit der Beziehung zwischen Arbeitsmigration und interkultureller Kommunikation setzt der Sammelband ein Thema in den historischen Kontext, das gegenwärtig in Politik und Gesellschaft so heftig wie kontrovers diskutiert wird. Dabei gelingt es ihm, die zuweilen überhitzten Debatten in den Zeiten der EU-Osterweiterung zu relativieren und Arbeitsmigration als ein Phänomen zu präsentieren, das die Geschichte Europas stets prägte und erst in den Jahrzehnten des Kalten Krieges in Vergessenheit geriet. [...] Die historische Vielfalt, den Wandel und die Kontinuität der Arbeitsmigration in zwei Jahrhunderten europäischer Geschichte herausgearbeitet zu haben, ist das Verdienst des Sammelbandes. Wenn auch die Gesellen und IT-Spezialisten meist denselben Routen folgten, wurden doch die Motive für die Wanderschaft, ihre Gestaltung und auch die Konsequenzen, die sich aus den "Jahren unterwegs" für das weitere Leben ergaben, komplexer. Dieses Fazit und der für Ethnologen normale wie souveräne Umgang mit den so genannten "weichen Quellen", den Tagebüchern, Reiseberichten und Interviews, machen den Band auch für den kulturgeschichtlich interessierten Historiker anregend und empfehlenswert.
Claudia Weber in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2004, S. 193 f.