Martin Wörner
"Vergnügung und Belehrung"
Volkskultur auf den Weltausstellungen 1851-1900
1999, 350 pages, E-Book (PDF), 200 Abb., 22,90 €, ISBN 978-3-8309-5668-6
Mit dieser Publikation werden zum ersten Mal anhand zahlreicher, bisher noch nicht ausgewerteter Bild- und Textquellen verschiedene Bereiche der Volkskultur der westlichen Welt und deren Instrumentalisierungsstrategien auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts vorgestellt und analysiert. Die Untersuchung liefert damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis jener 'universalen Leistungsschauen der Menschheit' und ihrer bis heute ungebrochenen Faszination.
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Diese detailreiche, eher deskriptive Untersuchung umfasst den Zeitraum von der Great Exhibition in London 1851 bis zur Pariser Weltausstellung von 1900 [...] Da viele der von Wörner präsentierten Inszenierungen in der offiziellen Ausstellungsberichterstattung kaum näher beschrieben wurden, ist es zu begrüßen, dass der Autor für seine Untersuchung bisher kaum berücksichtigte Quellen zusammengetragen hat.
Aus: Technikgeschichte, Bd. 69, Nr. 2/2002. S. 166f.
"Die Ergebnisse, die aus der Fülle an schriftlichen Dokumenten und Bildquellen (letztere sind in einer guten Auswahl in dem Band reproduziert) abgeleitet werden, sind zumeist in der zeitlichen Folge der Ausstellungen übersichtlich vorgestellt. [...] Wichtig ist jedenfalls, dass der Text das - wie auch immer problematisierbare - Wissen anspricht, das man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den Dingen gewonnen hatte. [...] Im Ganzen zeigt der sehr instruktive band, dass die großen Ausstellungen wesentlich dazu beigetragen haben, die Anschauungen über die Erscheinungsformen der materiellen Seite der Volkskultur im Konkreten und in den Diskursen zu formen und mit nachhaltiger Wirkung in der wissenschaftlichen wie in der populären Betrachtung festzulegen. Dafür bieten - wie die Abhandlung darlegt - die Museen hinreichendes Demonstrationsmaterial. Man sollte indessen angesichts der Fülle der von Wörner ausgebreiteten Befunde nicht vergessen, dass die Darbietungen aus der Volkskultur in den Augen mancher Ausstellungsberichterstatter Belanglosigkeiten vorstellten oder für sie einen glücklicherweise überwundenen Kulturzustand dokumentierten.
[Aus: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 45 (2000), p. 316-317]
"Es scheint (...) überraschend, daß es nicht schon längst ein Übersichtswerk zur Volkskultur auf Weltausstellungen gibt, wie jenes, das Martin Wörner nun vorgelegt hat. Wörner nimmt sich die "Inszenierung - also das bewußte In-Szene-setzen - der unterschiedlichen Ausformungen der Volkskultur" der Ausstellungen des 19. Jahrhunderts vor. Die Konzentration auf diese klassische Epoche begründet er am Beispiel Sevilla 1992 in der Schlußbetrachtung seines Buches: Es hat sich seither kaum etwas geändert. Die Schönheitskonkurrenz der Nationen folgt immer noch den gleichen eingespielten Mustern, schöpft aus den gleichen Motivrepertoires und wie im 19. Jahrhundert stützen sich vor allem solche Länder auf den Formenschatz ihrer Volkskultur, die gegenüber westlichem Technikpomp ihre ökonomischen und technologischen Defizite verbergen wollen. (...) Wörner hat, gleichsam um die Weite des Spielraums zu belegen, aus allen wichtigen Archiven zwischen Wien und Washington eine beachtliche Menge spannender Bild- und Textquellen ausgegraben und viel davon in seinem Buch erstmals publiziert. Der Gefahr einer diffusen Häufung des Materials hat er dadurch vorgebeugt, daß er ihm eine Typologie unterlegte. (...) Diesen [überbordenden Dokumentenreichtum] allein recherchiert und so überschaubar gebündelt zu haben, lohnt dieses Buch."
Christian Rapp in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Heft 3, S. 411-413)