Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Michael Schimek

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Staatliche Einflussnahmen auf das ländliche Bauen:
Das Land Oldenburg zwischen 1880 und 1930

2004,  Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland,  Band 106,  600  pages,  hardcover,  90 sw Abb., 1 farb. Karte,  49,80 €,  ISBN 978-3-8309-1293-4

back to overview

Am Beispiel des ehemaligen Landes Oldenburg geht diese Studie der Frage nach, inwieweit der moderne Staat des Industriezeitalters, der eine bis dahin nicht gekannte verwaltungstechnische Durchdringung seines Territoriums erreicht hatte, Einfluss auf das ländliche Bauen nehmen wollte und ob es ihm tatsächlich auch gelang. Diese Untersuchung legt dar, welche Motive und Intentionen den Staat dazu veranlassten, eine Einflussnahme auf das ländliche Bauen auszuüben. Ausführlich eingegangen wird ferner auf die konkrete verwaltungstechnische Ausführung und auf das Instrumentarium, das dem staatlichen Einfluss auf das ländliche Bauen Geltung verschaffen sollte: Verbot, Gebot, Verteuerung, Beratung und Subventionierung. Selbstverständlich bleibt auch die andere Seite, die betroffene Bevölkerung und deren Reaktionen, nicht unberücksichtigt.

Somit bewegt sich diese Studie unter Einbeziehung wirtschafts-, sozial-, kunst-, technik-, institutions-, alltags-, und mentalitätsgeschichtlicher Gesichtspunkte im Spannungsfeld von rechtlicher Volkskunde und historisch-volkskundlicher Hausforschung. Methodisch erfolgt der Zugriff über die Auswertung von schriftlichen Quellen (Gesetzestexte, Publikationen), Archivalien (Verwaltungsakten), Bildquellen (Fotos, Bauzeichnungen) und Realien (Gebäuden).

press

Dies alles nur in andeutender Kürze, die dem Umfang, der Genauigkeit und dem Detailreichtum dieses Werkes kaum gerecht werden kann.
Ulrich Klages in: Der Holznagel, 2. 2005.

Das Werk dürfte für die Hausforschung im ländlichen Raum von großer Bedeutung sein, weil viele Erscheinungen und Zusammenhänge baulich-konstruktiver und gestalterischer Art eine verständliche Erklärung finden.
Günther Knesch, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 2005.

Ein Werk der Regionalgeschichte ist anzuzeigen, das den Ansprüchen der Wissenschaft ebenso genügen dürfte wie Erwartungen des historisch-volkskundlich interessierten Laien. [...] Schimeks Werk überwindet die Konzentration der Forschung auf den städtischen Raum und die Beschränkung auf architektonische und stadt-historische Gesichtspunkte. Das Thema sowie der zeitliche und regionale Rahmen wurden in der Forschung bisher kaum beachtet; die Verbindung von volkskundlicher Hausforschung und rechtlicher Volkskunde liefert vielfältige Aspekte, die miteinander verbunden werden.
Christof Ehmler in: Das Land Oldenburg, 125. 2005.

Die vorliegende Dissertation [...] kann sich [...] des Interesses der aktuellen Forschung sicher sein. Als Buch ist sie in wortwörtlichem Sinne schwergewichtig angesichts eines Umfangs von rund 600 Seiten. Das sollte potentielle Nutzer nicht abschrecken, denn bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese Masse als durchaus beherrschbar. Sie stellt zugleich (natürlich nur bezogen auf das Land Oldenburg) eine bemerkenswerte Vielfalt von Quellen zur Verfügung, was potentielle Nutzer zweifellos nutzen und dankbar anerkennen werden
.Matthias Seeliger in: Volkskunde in Niedersachsen, 23. 2006.

Der hier skizzierte Prozess wird von Schimek stringend, überzeugend und mit zahlreichen Belegen dargestellt. Ein 60 Druckseiten umfassender Abbildungsteil, 45 Seiten Tabellen und ein 60seitiges Literatur- und Quellenverzeichnis sprechen für sich. Insofern bietet die Veröffentlichung neben der Untersuchung staatlichen Handelns eine umfangreiche, auch visuelle Dokumentation ländlichen Bauens, die über den Rahmen des Landes Oldenburg weit hinausreicht und die Grundlage wie Anregung für weitere Forschungen im norddeutschen Raum sein dürfte.
Hartmut Bickelmann in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern, 84. 2005.

In der detaillierten Beschreibung und Analyse von Bauverordnungen, Maßnahmen und Kampagnen der oldenburgischen Behörden bietet die Arbeit ein anschauliches Stück Rechts- und Verwaltungsgeschichte aus volkskundlicher Perspektive, indem sie die konkreten Auswirkungen dieser staatlichen Eingriffe auf die bauende und wohnende Bevölkerung miteinbezieht. Vor allem aber ist Schimecks Arbeit ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der Hintergründe des ländlichen Hausbaus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert: Sie verdeutlicht erstmals für diesen Zeitraum die Mittel und Möglichkeiten, vor allem aber die Grenzen staatlich gelenkter Modernisierung in Bezug auf das ländliche Bauen in einer "peripheren", landwirtschaftlich geprägten Region - vom gesetzgeberischen Anspruch über die administrative Umsetzung bis zur gebauten, noch heute die Landschaft prägenden Wirklichkeit.
Heinrich Stiewe in: Zeitschrift für Volkskunde, 1. 2007.