Ästhetisierung der Arbeit

Ove SutterValeska Flor (Editor)

Ästhetisierung der Arbeit

Empirische Kulturanalysen des kognitiven Kapitalismus

2017,  Bonner Beiträge zur Alltagskulturforschung,  Band 11,  314  pages,  paperback,  39,90 €,  ISBN 978-3-8309-3671-8

With contributions by
David AdlerAlexandra BernhardtLars K. ChristensenValeska FlorLina FrankenIrene GötzBernd HoltwickNathalie KnöhrHannes KrämerKaspar MaaseJochem PutschPetra SchmidtKlaus SchönbergerOve SutterIldikó SzántóJonas TiniusLars WinterbergFabian Ziemer

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Aktuellen Gesellschaftsanalysen zufolge befinden wir uns derzeit im Stadium eines ›kognitiven‹ oder auch ›ästhetischen‹ Kapitalismus. Vor allem in den westlichen Industriegesellschaften findet demnach eine Transformation hin zu einer ästhetischen Ökonomie statt, die auf permanente Innovation ausgerichtet ist und die Ausbreitung eines ›Kreativitätsdispositivs‹ oder auch eines ›Ethos der Kreativität‹ befördert. ›Kreativ zu sein‹, so heißt es, wird von immer mehr Menschen als Wunsch, aber auch als Anforderung erfahren. Gleichzeitig richten sich unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche entlang der Produktion und Konsumtion sinnlich intensiver Erfahrungen aus.

Der Band nimmt sich dieser Diagnosen aus Sicht der Arbeitskulturenforschung an und diskutiert sie in theoretischer Perspektive sowie entlang ethnografischer Forschungen. Wie deuten und verarbeiten die Menschen die Anrufungen von Kreativität? Wie wirken sich die skizzierten Dynamiken der Ästhetisierung auf Arbeitsinhalte, Arbeitshandeln und Arbeitsorganisation aus? In welcher Beziehung stehen sie zu Prozessen der Prekarisierung, in welchem Verhältnis zur Nicht-Arbeit? Wie artikulieren sie sich in Narrativen und Bildern? Wie materialisieren sich Prozesse der Ästhetisierung von Arbeit in verkörperten Performanzen, Arbeitsmitteln oder auch räumlichen Architekturen? Was passiert mit historischen und gegenwärtigen Formen der Arbeit, wenn sie im Museum ausgestellt werden? Wie artikuliert und formiert sich die Kritik der Ästhetisierung?

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Die Vielfältigkeit der im Sammelband versammelten Fallstudien ermöglicht den Rezipient_innen einen aufschlussreichen Überblick über Anwendungsfelder und Einblicke in die ethnografische Arbeitskulturenforschung und zeigt etwa die Herausforderungen im Umgang mit und der Repräsentation von Arbeit und Ästhetik innerhalb der Museumspraxis auf. Die nachvollziehbaren Theoretisierungen und Anwendungen prominenter kultursoziologischer Konzepte von Ästhetisierung und ihrer reflexiven Hinterfragungen ermöglichen einen strukturierten Zugang und eine kritische Rezeption des Bandes. Damit bietet er für Forschende zum Thema des strukturellen Wandels von Arbeit und damit verwandte Themen wie Arbeitsraum und Darstellung einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung (neuer) prekarisierter Lebenswelten.
Andreas Schulz, in: Soziologie Magazin 1/2018, S. 99f.

Der Band vereint 16 Beiträge, geordnet in sechs inhaltlichen Abschnitten, die Arbeitsräume, Arbeitspraktiken und Arbeitsprodukte fokussieren sowie sich künstlerischen Auseinandersetzungen, musealen Herausforderungen und grundlegenden Reflexionen zuwenden. Damit präsentiert sich eine insgesamt sehr gelungene Mischung verschieden dimensionierter Studien, die gut zur Hälfte auch eine kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit dem Reckwitz’schen Ästhetisierungskonzept suchen und die in ihrer Breite inhaltlich instruktive Einblicke in Dimensionen und Kontexte ästhetisierter Arbeit bieten. Der Band gewährt somit auch einen informativen wie überzeugenden Einblick in die europäisch-ethnologische Auseinandersetzung mit dem Ästhetisierungskonzept in (alltags)kultureller und arbeitskultureller Hinsicht.
Manfred Seifert, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2020.