Germanisierung im besetzten Ostoberschlesien während des Zweiten Weltkriegs

Hans-Werner Retterath (Editor)

Germanisierung im besetzten Ostoberschlesien während des Zweiten Weltkriegs

2018,  Schriftenreihe des Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa,  Band 20,  308  pages,  paperback,  mit zahlreichen Abbildungen,  34,90 €,  ISBN 978-3-8309-3828-6

With contributions by
Artur CaputaJan-Michael DunstGaëlle FisherMałgorzata GocJan IlukŁukasz IlukWolfgang KesslerHans-Werner RetterathMirosław SikoraSteffen A. Wasko

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Was bei der „Aktion Saybusch“ im Herbst 1940 für die deutschstämmigen Umsiedler aus Ostgalizien und der Nord-Bukowina ein freundliches Willkommen sein sollte, bedeutete für viele Polen im Kreis Saybusch (Żywiec) die Vertreibung aus ihren Häusern und Höfen. Diese Aktion lenkt den Blick auf die Verhältnisse in Ostoberschlesien als Teil der „eingegliederten Ostgebiete“ während der deutschen Okkupation im Zweiten Weltkrieg. Bisher wurde dieser Zeitraum für diese Region von deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fast gar nicht untersucht und die Forschungen polnischer Kolleginnen und Kollegen kaum zur Kenntnis genommen. Der vorliegende Band geht diesen Missstand interdisziplinär und gemeinsam mit polnischen Forscherinnen und Forschern an. Dazu wird nach einem Überblick über die Umsiedlungen im Allgemeinen die Germanisierung in Ostoberschlesien anhand der Themen Biopolitik, Kontrolle der Bevölkerung, Verhängung von Sanktionen und Identitätsmanagement behandelt. Weitere Beiträge thematisieren die polnische Untergrundpresse, den Verbleib der vertriebenen Polen ab 1945 und die Erinnerungskultur der Umgesiedelten.


Mit Beiträgen von

Wolfgang Kessler, Jan-Michael Dunst, Miroslaw Sikora, Steffen A. Wasko, Jan Iluk, Hans-Werner Retterath, Lukasz Iluk, Artur Caputa, Malgorzata Goc, Gaëlle Fisher

press

Der Sammelband beinhaltet mehrere detaillierte Mikroanalysen, die sich oftmals auf bislang nicht bekannte Quellen, speziell für den Landkreis Saybusch/Zywiec, stützen. Das bislang wenig behandelte Gebiet Ostoberschlesien erhält dadurch erhebliche Forschungsimpulse bezüglich der Germanisierungs- und Volkstumspolitik. Darüber hinaus werden auch Forschungsdesiderate benannt, für deren Bearbeitung die Autoren weitere deutsch-polnische Kooperationsprojekte empfehlen.
Maik Schmerbauch. in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 12/2018, S. 1062.

Die lokale Perspektive dieses Sammelbands bietet zahllose Anknüpfungspunkte und zeigt vernachlässigte Forschungsfelder auf, bei denen interdisziplinäre und internationale Kooperationen ebenso notwendig wie ertragreich sind. Dank qualitativ hochwertigen, empirisch dicht belegten Beiträgen liegt hier ein anregendes und weiterführendes Buch vor.
Stephan Lehnstaedt, in: H-Soz-Kult, 14.04.2020.

Es ist eine große Freude, seit den 1990er Jahren einen Prozess miterleben zu dürfen, in dem sich die Erkenntnisse der deutschen und polnischen Wissenschaft zur Geschichte Oberschlesiens gegenseitig durchdringen. Auf Grundlage vergleichender Analyse kann ein besseres Bild von den Ereignissen des 20. Jh. entstehen. […] Ein solcher Meilenstein in den deutsch-polnischen Wissenschaftskontakten ist der vorliegende, von Hans-Werner Retterath hrsg. Sammelband, der auf einer gleichnamigen Konferenz, die vom 8. bis 9. Oktober 2014 in Freiburg stattfand, beruht. […] Von Vorteil für polnische Leser sind die Zusammenfassungen in polnischer Sprache, die hinter jedem Aufsatz angefügt sind. Für deutsche Adressaten bietet der Band hingegen eine Annäherung an Themen, die in der deutschen Wissenschaft noch nicht untersucht worden sind; besonders interessant sind sie auch für diejenigen, deren Vorfahren im Zweiten Weltkrieg selbst migriert sind.
Jakub Grudniewski, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 1/2020, S. 147–149.

Abschließend ist festzuhalten, dass die Beiträge im vorliegenden Band wichtige Themen aus der Zeit der deutschen Besatzung Polens aufgreifen, die auf Desiderata in der Forschung hinweisen und zu weiteren Studien über die Region Ostoberschlesien anregen.
Isabel Röskau-Rydel, in: sehepunkte 21 (2021), Nr. 2 (15.02.2021).

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