Deutsche Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts

Albrecht Classen

Deutsche Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts

2001,  Volksliedstudien,  Band 1,  354  pages,  E-Book (PDF),  26,90 €,  ISBN 978-3-8309-6035-5

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Lange vernachlässigt kommt hier endlich eine große Zahl von spätmittelalterlichen deutschen Liederbüchern zu Wort. Zwanzig der wichtigsten Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts werden gründlich auf ihren Inhalt und ihre literarhistorische Bedeutung hin untersucht. Jedes Lied wird vorgestellt und knapp diskutiert, dabei wird deutlich, dass das so genannte "historische Volkslied" einen bemerkenswerten Aussagewert hinsichtlich der Volkskultur, der Mentalitäts-, Frauen-, Sozial- und nicht zuletzt auch der Literaturgeschichte besitzt.

In den Liedern wird die Beziehung der Geschlechter ebenso angesprochen wie die ethischen, moralischen und sozialen Normen, die politischen Verhältnisse in den spätmittelalterlichen Städten und im Reich insgesamt. Auch die militärischen Konflikte, einschließlich derjenigen des christlichen Europas mit den Türken, sind Thema der "Volkslieder", ferner die Generationskonflikte, die Stellung von Bauern, Frauen, Juden, und Kindern sowie die Bedeutung von Geld als dem neuen "Maß aller Dinge". Das in den Liederbüchern enthaltene literarhistorische Material wird durch einen Stoff- und Motivindex erschlossen. Es stellt sich u.a. heraus, dass viele Liederbücher entweder von Frauen geschrieben oder in Auftrag gegeben wurden und dass auch das jüdische Publikum Interesse an den deutschen "Volksliedern" besaß, wie das "Hebräische Liederbuch" zeigt.

Wenngleich der Terminus "Volkslieder" oft verschmäht wurde, lässt sich nun doch verifizieren, dass die Texte diese Bezeichnung nicht ganz zu Unrecht tragen. Denn das Interesse an den Liedern war in allen sozialen Schichten vorhanden. Somit erweisen sich die Liederbücher als wichtiger Beitrag zur deutschen Literatur-, Musik- und Sozialgeschichte des Spätmittelalters.

press

Mögen die Täufer im Zusammenhang mit Liebes- und Ehediskurs in Albrecht Classens Publikation auch keine nenneswerte Rolle spielen, so sei das Buch Lesern der Mennonitischen Geschichtsblätter dennoch empfohlen. Es gewährt Einblicke in jene zeitgenössische Glaubens- und Lebenswelt von der die Täufer sich auch in Ehefragen teilweise oder gänzlich abgrenzten.
Marion Kobelt-Groch in:

Avec cet ouvrage, l'a.(uteur) comble une importante lacune dans l'histoire de la musique: négligés par la plupart des médiévistes, les chants de la vie de tous les jours reflètent pourtant, par les subtiles variations de leur structure, des aspects importants de la réalité quotidienne à la fin du Moyen Âge et au début des Temps Modernes. [...] ce distingué germaniste de l'Université de l'Arizona (Tuscon) s'attèle ici à rassembler détaillé de vingt ouvrages de chants médiévaux populaires. [...] Outre un index exhaustif des noms, des thèmes et des motifs, l'ouvrage renferme un catalogues des livres de chants populaires (XVe-XVIIe s.) préservés dans les collections les plus prestigieuses. Il comprend également une bibliographie des sources imprimées et des études scientifique réalisées à ce jour.
S. Thieffry in: Scriptorium, Bulletin Codicologique 2005, 2, S. 173.